Page 15 - LogReal.Direkt_Ausgabe-2.2023
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Logistikimmobilien

           geladene Batterie mittels Kran die Lösung des Problems   Nutzung von Wasserstofftechnologien zum
           bringen wird, bleibt an dieser Stelle abzuwarten.
                                                        Erreichen der Klimaziele
           Wasserstoff als Lkw-Treibstoff der Zukunft
                                                        Wasserstoff ist der deutlich bessere Antrieb für schwere
                                                        Fahrzeuge wie Lastwagen: Die Reichweite ist oft ähnlich
           Neben der E-Mobilität rückt gerade im Schwerlastverkehr   groß wie bei E-Lkws, dafür ist bei mit Wasserstoff betrie-
           eine andere Alternative weiter in den Fokus: Wasserstoff   benen Sattelzügen die maximale Nutzlast höher und der
           als Lkw-Treibstoff der Zukunft. Doch um das zu realisie-  Betankungsvorgang ist mit 15 Minuten im Durchschnitt
           ren, muss der Wasserstoff grün sein. Hergestellt ohne den   deutlich schneller abgeschlossen. Als Energieträger ist
           Ausstoß von CO₂ mit dem Verfahren der Elektrolyse, bei   Wasserstoff auch seinen fossilen Konkurrenten überlegen:
           dem aus Wasser Wasserstoff gewonnen wird und die dafür   Er hat einen Energiegehalt von 33 Kilowattstunden pro
           benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen stammt.  Kilogramm, ein Liter Diesel kommt mit zehn Kilowatt-
               Hier bietet sich perspektivisch ein Zusammenspiel
           mit der Logistikbranche an: Denn grüner Strom wird mit-  stunden auf weniger als ein Drittel. Hinzu kommt, dass es
                                                        praktisch keine Alternative für die umfassende Nutzung
           hilfe großflächiger Photovoltaikanlagen auf immer mehr   von Wasserstofftechnologien gibt, wenn Deutschland sei-
           Dächern von Logistikhallen erzeugt – meist so viel, dass   ne Klimaziele erreichen will.
           die erzeugte Energie nicht vollumfänglich vor Ort ver-
           braucht werden kann und somit alternative Verwendungs-  Wasserstoffbetriebener 40-Tonner
           möglichkeiten bedacht werden müssen – beispielsweise   bereits im Einsatz
           die Einspeisung ins öffentliche Stromnetz. Doch trotz der
           vor Kurzem leicht gestiegenen Einspeisevergütung ist es   Man muss daher nicht weit in die Zukunft blicken, um
           lohnenswerter, eine Verwendung für den selbst erzeugten   eine wasserstoffbetriebene Logistikbranche vor sich zu
           Strom vor Ort zu finden. Sei es zur Ladung kleinerer Elek-  sehen. Es ist davon auszugehen, dass dieses Thema kurz-
           trofahrzeuge wie Gabelstaplern oder eben zur Erzeugung   bis mittelfristig deutlich an Relevanz gewinnen wird.
           von grünem Wasserstoff.
                                                        Der erste für den regulären Betrieb zugelassene „Wasser-
                                                        stoff-40-Tonner“ ist bereits für DB Schenker im Einsatz.
                                                        Und der Einsatz von wasserstoffbetriebenen Gabelstap-
                                                        lern wird immer mehr zur Normalität.
                                                            Bevor die Logistikbranche jedoch im großen Stil
                                                        auf diese Technologie setzen kann, braucht es neben aus-
                                                        reichend Abnehmern auch die nötige Infrastruktur. Eine
                                                        solche zu schaffen, ist die nächste große Aufgabe der Bran-
                                                        che. Denn wer eine moderne Nachhaltigkeitsstrategie ver-
                                                        folgt, muss neben den CO₂-Emissionen in den eigenen
                                                        Logistikhallen auch die Wege zwischen den einzelnen
                                                        Standorten im Blick haben.
                                                            Dabei wird das Zusammenspiel der relevanten Ak-
                                                        teure auch bei diesem Thema entscheidend für eine gute
                                                        Weichenstellung sein. Je früher beispielsweise FM-Dienst-
                                                        leister in den Ausbau und die Nutzung von Wasserstoff als
                                                        alternative Antriebsart einbezogen werden, desto besser.
                                                        Denn sie können Unternehmen nicht nur zur Nutzung
                                                        von Wasserstoff beraten, sondern auch unterschiedliche
                                                        Serviceleistungen rund um die Herstellung, Bereitstellung
                                                        und Betankung mit Wasserstoff anbieten.
                                                            Jetzt ist die Zeit gekommen, sich darüber Gedanken
                                                        zu machen, auf welchen Antrieb man in Zukunft setzen
                                                        will: Lohnt es sich noch, die große Ladestation zu bauen,
                                                        oder ist es besser, direkt langfristig in Wasserstoff zu inves-
                                                        tieren? In beiden Fällen ist es notwendig, auf einen starken
                                                        Ausbau von Photovoltaik im Hier und Jetzt zu setzen.

                                                        Von Lavinia Gerken, Logistikimmobilien,
                                                        WISAG Facility Management Holding GmbH & Co. KG
                                                        Fotografie: Christian Schlueter

                                                                                                   LogReal.Direkt 15
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