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Standorte


                      Sanierungszielwerte für die Nachsorge zurückgerech-  telt, ist das Ergebnis, dass rund 40 % des Geländes sa-
                      net werden.                                  nierungsbedürftig ist.  Wird der Sanierungsbedarf des
                                                                   gleichen Standortes durch eine Einzelfallbewertung
                      Solche TERQ-Sanierungszielwerte für Boden, Bodenluft   mit standortspezifischer Gefährdungsabschätzung bei
                      und Grundwasser oder auch für Innenraumluft können   Anwendung der  TERQ-Sanierungszielwerte für PFOS
                      definiert und deren Überschreitungen kartiert werden,   abgeschätzt, wird deutlich, dass trotz Gefahrenabwehr
                      um  den  tatsächlichen  Sanierungsbedarf  oder  auch     der Sanierungsaufwand um gut 80 % geringer ausfällt,
                      Sicherungsbedarf so transparent, rechtssicher und kos-  ohne dabei an Rechtsicherheit einzubüßen.
                      tenoptimiert wie möglich in der Vielstoffbetrachtung zu
                      ermitteln.                                   Anwendbare in-situ-Sanierungstechnologien: PFAS-Sa-
                                                                   nierungen auf Brownfields und Altlasten sind schwierig
                        Injektion von kolloidaler Aktivkohle       und  ohne  technisch-ökonomische  Machbarkeitsstudie
                                                                   oft ein Risiko für die Budgetsicherheit von Firmen oder
                                                                   Kommunen. Klare Sanierungsziele sollten immer in ei-
                                     PFAS:
                              Grundwassersanierung                 nem Sanierungsplan festgelegt und mit den zuständi-
                                                                   gen Behörden vereinbart werden.
                                   Grundwasser
                                                                   Kostenintensiv sind bei Sanierungen vor allem der Bo-
                   PFAS                                            denaushub, dessen Behandlung und Deponierung
                                                                   sowie Pump & Treat (Grundwasserabpumpen und Be-
                                                    In-situ permeable   handlung) bei Grundwasser. Diese Verfahren und das
                In-situ PFAS-                         PFAS-Grund-  Sanieren ohne standortspezifische Ableitung von Maß-
               Immobilisierung                       wasserbarriere
                                                                   nahmen- oder Sanierungszielwerten kann zu einem fi-
                                                                   nanziellen „schwarzen Loch“ führen.

                      Die Methode der „toxikologischen Expositions-Risiko-   Preisgünstigere Methoden im Vergleich zu Aushub und
                      Quantifizierung“, kurz  TERQ“, erlaubt es,  kostenopti-  Deponierung (Dig & Dump) oder Pump & Treat existie-
                      miert  standortspezifische  Sanierungszielwerte  und   ren. Vor jeder Sanierung sollte mit einer technisch-öko-
                      -pläne zu erarbeiten – unter Erfüllung der Bedingungen   nomischen Machbarkeitsstudie geprüft werden, welche
                      des § 15 (4) der BBodSchV. Mit dieser Methodik sinken   Maßnahmen am besten anwendbar sind. Eine typische
                      im Vergleich zur Anwendung von Vorsorgewerten die   Maßnahme ist eine Bodenwäsche. Aus dem Waschwas-
                      nötigen Sanierungsaufwendungen für eine Gefahren-  ser können PFAS dann mit kolloidaler Aktivkohle, Ionen-
                      abwehr um etwa 60 bis 80 %.                  austauscher, Biopolymeren oder modifizierten Kaolinen
                                                                   fixiert werden. Eine Bodenluftabsaugung ist bei flüchti-
                      Maßnahmen- und Sanierungszielwerte lassen sich in   gen PFAS wie den Fluortelomeralkoholen anwendbar. In
                      der „symmetrischen Rückkehrrechnung der Expositi-  diesen Fällen kann Bodenluft auch unter Fundamenten
                      onsrisiko-Quantifizierung“  definieren. Dies kann  für   abgesaugt werden oder Gebäude abgedichtet und mit
                      das jeweilige Nutzungsszenario und die damit ein-  Gasdrainagen ausgerüstet werden. Mikrobiologische
                      hergehenden Expositionspfade sichergestellt werden,   Sanierungen sind im Falle der PFAS nicht möglich. Bei
                      damit kein nicht-tolerierbares Gesundheitsrisiko oder   anderen Schadstoffen ist dies jedoch anwendbar.
                      gar eine Gefahr besteht. Solche standortspezifischen
                      Sanierungsziel- oder Maßnahmenwerte werden für alle   PFAS-belastete Brownfields und Altlasten zu sanieren,
                      betrachteten Substanzen, im Rahmen der aktuellen und   ist schwierig und im Fall der Abwesenheit einer tech-
                      einer zukünftigen Nutzung des Standorts, standortspe-  nisch-ökonomischen Machbarkeitsstudie oft ein finan-
                      zifisch in der Einzelfallbetrachtung ermittelt.  zielles Risiko. Klare Sanierungsziele sollten mit Hilfe
                                                                   einer  Einzelfallbewertung mit einer  toxikologischen
                                                                   Expositions-Risiko-Quantifizierung, einer  TERQ, in ei-
                      Ein Beispiel der Kostenreduzierung durch einen Sanie-  nem Sanierungsplan festgelegt werden. Dies kann die
                      rungsplan auf  TERQ-Basis: Eine standortspezifische   Sanierungskosten bei Einhaltung der Rechtsvorschriften
                      Einzelfallbewertung erfolgte an  einem ehemaligen   erheblich senken. Der Zeitaufwand für eine  TERQ-Be-
                      Mineralöl-Standort „B“ in NRW mit jahrelangen Übun-  wertung und Sanierungsplan mit Budget- und Rechts-
                      gen zur Feuerbekämpfung per PFAS-Feuerlöschschäu-  sicherheit beträgt etwa 3 – 4 Wochen auf Basis hinrei-
                      men.  Wird der Sanierungsbedarf für den Boden mit   chender Erkundungsergebnisse.
                      einer vereinfachten Gefährdungsabschätzung ermit-


                                                                                                  LogReal.Direkt  19
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