Page 14 - LogReal.direkt_Ausgabe_6_2022
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Logistik
COVID, SUEZ, UKRAINE des Supply Chain Managements hinterfragen respek-
Die Rückkehr zum tive zum Einsturz bringen. Wie werden oder müssen
Unternehmen reagieren? Wie werden sie ihren Einkauf,
ihre Distribution und ihre damit einhergehenden Trans-
BWL-Lehrbuch porte neu ausrichten?
Alle Zeichen sprechen schon jetzt dafür, dass
:: Unternehmen, die von Beständen leben (einerseits
Prof. Dr. Michael Schröder
Industrie im Inbound zur Versorgung der Produktion
und andererseits Händler im Outbound zur Versor-
Die Welt, insbesondere die der Logistik, wird seit einigen gung der Endkunden) Verfügbarkeiten höher gewich-
Jahren gern als „VUCA-Welt“ deklariert. Warum auch ten als Lagerhaltungskosten, also die Summe aus La-
nicht? Wer kann leugnen, dass Volatilität, Unsicherheit, gerhaus- und Kapitalbindungskosten,
Komplexität und Mehrdeutigkeit (so die Übersetzung :: Bestände deswegen – übrigens wie früher – eine
der englischen Abkürzung) die schwierigen Rahmen- conditio sine qua non werden. Die Just-in-time-An-
bedingungen der Entscheidungsfindung entlang der lieferung wird damit zumindest hinterfragt, wenn
Wertschöpfungskette treffend charakterisieren? Das nicht sogar eingestellt (wobei man ehrlicherweise
genau war und ist Logistik: Das Herstellen von Verfüg- sagen muss, dass sich Jit in vielen Fällen ohnehin nur
barkeiten in einer nicht-perfekten Welt. auf die letzten Kilometer vom Güterverteilzentrum
ins Werk hinein bezieht),
Neu ist die wachsende Bedeutung der Ausprägung Un- :: Flächenkapazitäten landesweit vor dem Hintergrund
sicherheit: Covid, Suez, Ukraine – eine historisch einma- des Aufbaus von Beständen dringend benötigt wer-
lige Kombination aus für sich gesehen völlig unabhän- den, was die Nachfrage nach (Logistik-) Flächen ein-
gigen Ereignissen, die die eingeschwungenen Systeme drucksvoll zeigt.
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