Page 18 - LogReal.direkt Ausgabe 2.2016
P. 18
: : E-Commerce
Alles „omni“
oder was?
Man kann zur Zeit keine E-Commerce-Veranstaltung
besuchen, ohne permanent über den Begriff „Omni-
channel“ zu stolpern. Auch auf dem Kölner Handelslo-
gistikkongress konnte man ihm nicht entrinnen. Hinter
„Omnichannel“ verbirgt sich ein Trend: die Verschmel-
zung der Verkaufskanäle „online/mobile“ und „Point-of-
Sales“. Der stationäre Einzelhandel wird digital, Online-
Händler werden stationär; sogenannte Online Pure
Player werden es nach Experteneinschätzung zuneh -
mend schwer haben (vgl. Seite 18 – 19).
Boris von Brevern, Head of Business Develepment bei
eBay Enterprise, konfrontierte die Handelswelt auf dem
Kölner Handelslogistikkongress mit einigen Zahlen. „Om-
nichannel-Händler wachsen dreimal schneller als andere
Händler“, meinte der eBay-Stratege und nannte folgende
Zahlen: 63 Prozent der Omnichannel-Händler erwarten
zukünftig Gewinne. Auf der Seite der anderen Händler
sind es nur 43 Prozent. Und: 74 Prozent der Omnichan-
nel-Händler trotzen den steigenden Fulfillmentkosten – Foto: © iStock.com/shapecharge
gegenüber 59 Prozent der sonstigen Händler.
Für den Online-Handel rechnet sich zunehmend die Eröff - Auch der franzöische Damenmodehändler Orsay setzt
nung von Filialgeschäften. Filialen sind bestens geeignet auf Omnichannel. „30 Prozent unserer Kunden nutzen ihr
als sog. „points of collect“ für die im Internet bestellten Smartphone, um sich schon vor dem Betreten eines unse-
Waren (Fachleute sprechen vom Geschäftsprozess „click rer Shops zu informieren“, berichtete Alexander Beuntker,
& collect“). Statt der Lieferung nach Hause oder an einen Head of Supply Chain bei Orsay, auf dem Handelslogis-
Paketshop bevorzugen mittlerweile viele Onlineshopper tikkongress. „Der Anteil der Käufer, die ihren Bedarf aus-
die Lieferung an eine Filiale, wo sie zu den normalen Ge- schließlich in stationären Orsay-Shops befriedigen, sinkt
schäftszeiten ihre Internetbestellungen abholen können. rapide auf mittlerweile unter 40 Prozent. Die Zahl der rei-
Nach eBay-Erhebungen trifft das beipielsweise auf mehr nen Online-Shopper stagniert seit Jahren zwischen acht
als die Hälfte der Online-Käufer der britischen Kette John und zehn Prozent. Die Hälfte unserer Kunden nutzt hinge-
Lewis zu. Das ist natürlich die Chance, aus dem Abholer gen eine Kombination aus Online- und Offline-Shopping
noch weitere Umsätze herauszuholen. Boris von Brevern bzw. entscheidet sich heute für die eine und morgen für
zufolge belaufen sich die durchschnittlichen Zusatzkäufe die andere Möglichkeit“, erklärte Beuntker. Dieser Anteil
im Rahmen einer Abholung in der Filiale auf 7,26 Euro. werde voraussichtlich auf rund zwei Drittel in wenigen
Last but not least: Online-Bestandslücken können vom Jahren anwachsen – zulasten der reinen Offline-Shopper.
Filialgeschaft aufgefangen werden. Bei toys-r-us werden
mittlerweile rund ein Drittel der Online-Bestellungen aus Einig waren sich die Omnichannel-Händler vor allem in
Filialen geliefert. „Das vermeidet für viele Artikel die so zwei Punkten: Man dürfe sich keiner der derzeit funktio-
gefüchtete out-of-stock-Situation“, sagte von Brevern. nierenden Zustelloptionen (Haustür, Paketshop, Wunsch -
adresse, Wunschtermin …) verweigern. Gleiches gelte für
die Bandbreite der Bezahlmöglichkeiten.
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Alles „omni“
oder was?
Man kann zur Zeit keine E-Commerce-Veranstaltung
besuchen, ohne permanent über den Begriff „Omni-
channel“ zu stolpern. Auch auf dem Kölner Handelslo-
gistikkongress konnte man ihm nicht entrinnen. Hinter
„Omnichannel“ verbirgt sich ein Trend: die Verschmel-
zung der Verkaufskanäle „online/mobile“ und „Point-of-
Sales“. Der stationäre Einzelhandel wird digital, Online-
Händler werden stationär; sogenannte Online Pure
Player werden es nach Experteneinschätzung zuneh -
mend schwer haben (vgl. Seite 18 – 19).
Boris von Brevern, Head of Business Develepment bei
eBay Enterprise, konfrontierte die Handelswelt auf dem
Kölner Handelslogistikkongress mit einigen Zahlen. „Om-
nichannel-Händler wachsen dreimal schneller als andere
Händler“, meinte der eBay-Stratege und nannte folgende
Zahlen: 63 Prozent der Omnichannel-Händler erwarten
zukünftig Gewinne. Auf der Seite der anderen Händler
sind es nur 43 Prozent. Und: 74 Prozent der Omnichan-
nel-Händler trotzen den steigenden Fulfillmentkosten – Foto: © iStock.com/shapecharge
gegenüber 59 Prozent der sonstigen Händler.
Für den Online-Handel rechnet sich zunehmend die Eröff - Auch der franzöische Damenmodehändler Orsay setzt
nung von Filialgeschäften. Filialen sind bestens geeignet auf Omnichannel. „30 Prozent unserer Kunden nutzen ihr
als sog. „points of collect“ für die im Internet bestellten Smartphone, um sich schon vor dem Betreten eines unse-
Waren (Fachleute sprechen vom Geschäftsprozess „click rer Shops zu informieren“, berichtete Alexander Beuntker,
& collect“). Statt der Lieferung nach Hause oder an einen Head of Supply Chain bei Orsay, auf dem Handelslogis-
Paketshop bevorzugen mittlerweile viele Onlineshopper tikkongress. „Der Anteil der Käufer, die ihren Bedarf aus-
die Lieferung an eine Filiale, wo sie zu den normalen Ge- schließlich in stationären Orsay-Shops befriedigen, sinkt
schäftszeiten ihre Internetbestellungen abholen können. rapide auf mittlerweile unter 40 Prozent. Die Zahl der rei-
Nach eBay-Erhebungen trifft das beipielsweise auf mehr nen Online-Shopper stagniert seit Jahren zwischen acht
als die Hälfte der Online-Käufer der britischen Kette John und zehn Prozent. Die Hälfte unserer Kunden nutzt hinge-
Lewis zu. Das ist natürlich die Chance, aus dem Abholer gen eine Kombination aus Online- und Offline-Shopping
noch weitere Umsätze herauszuholen. Boris von Brevern bzw. entscheidet sich heute für die eine und morgen für
zufolge belaufen sich die durchschnittlichen Zusatzkäufe die andere Möglichkeit“, erklärte Beuntker. Dieser Anteil
im Rahmen einer Abholung in der Filiale auf 7,26 Euro. werde voraussichtlich auf rund zwei Drittel in wenigen
Last but not least: Online-Bestandslücken können vom Jahren anwachsen – zulasten der reinen Offline-Shopper.
Filialgeschaft aufgefangen werden. Bei toys-r-us werden
mittlerweile rund ein Drittel der Online-Bestellungen aus Einig waren sich die Omnichannel-Händler vor allem in
Filialen geliefert. „Das vermeidet für viele Artikel die so zwei Punkten: Man dürfe sich keiner der derzeit funktio-
gefüchtete out-of-stock-Situation“, sagte von Brevern. nierenden Zustelloptionen (Haustür, Paketshop, Wunsch -
adresse, Wunschtermin …) verweigern. Gleiches gelte für
die Bandbreite der Bezahlmöglichkeiten.
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