Page 14 - LogReal.direkt Ausgabe 2.2016
P. 14
: : E-Commerce
Werden sich nur wenige
Online
Pure Player
behaupten? Von Stephan Meixner
(neuhandeln.de)
90 Prozent der reinen Online-Händler werden nicht über - Vor diesem Hintergrund stellt sich zwangsläufig die Fra-
leben: Das prognostiziert jedenfalls das auf E-Commerce ge, wie viel vom deutschen E-Commerce-Kuchen eigent-
und Multichannel spezialisierte Institut für Handels- lich noch für andere Pure Player übrig bleibt. Insofern
forschung (IFH). Die Begründung: „Der Markt der Pure wirkt die These durchaus schlüssig, dass es für die meis-
Player wird sich aufgrund extrem niedriger Margen ten Pure Player neben Amazon irgendwann schlichtweg
konsolidieren“, so IFH-Geschäftsführer Kai Hudetz. „Es keinen Markt mehr gibt. Doch die IFH-Prognose hat einen
werden sich daher nur diejenigen Pure Play-Konzepte Haken. Das meint jedenfalls Peter Höschl, Gründer und
durchsetzen, die Kernkompetenzen optimieren, ein Herausgeber des Online-Portals Shopanbieter.de. Er hat
klares Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden sich umgehört – und kann überhaupt keine Zeichen für
abgeben und dies dauerhaft erfüllen können.“ Leisten eine Marktbereinigung bei den deutschen Online Pure
könnten das Hudetz zufolge neben dem übermächtigen Playern erkennen. Im Gegenteil: „Interessant war, dass
Branchenführer Amazon allerdings nur eine Handvoll mir quasi alle Gesprächspartner versicherten, sie hät-
Online-Händler, die sich als Category-Killer auf einzelne ten mehr Kunden und mehr Umsatz als zuvor“, berichtet
Nischen konzentrieren – wie es etwa die Zooplus AG als Höschl. Seine Schlussfolgerung: Auch wenn immer wie-
Spezialist für Tierbedarf vormacht. der Online-Händler durchs Raster fallen, kommen den-
noch immer mehr neue Player nach.
Die Argumentation klingt schlüssig. Schließlich fördert
das Internet eine Monopolisierung im Handel. Denn
Höschl untermauert seinen Standpunkt mit Zahlen des
früher brauchten Kunden vor Ort immer einen Händler ERP-Anbieters Plenty Markets, nach denen der Außenum -
in ihrer Nähe, um einkaufen zu können. Im Internet da- satz der an die ERP-Software angeschlossenen Händler in
gegen reicht prinzipiell ein einziger Anbieter, bei dem den vergangenen Jahren stark gewachsen ist – sowohl
Kunden dann ja bundesweit bestellen können. Dumm bei Shops mit mehr als zehn Mio. Euro Umsatz als auch
ist in diesem Zusammenhang, dass sich Amazon als Uni- bei Anbietern mit weniger als 250.000 Euro Umsatz. Be-
versalversender positioniert und im Prinzip alles online rücksichtigt wurden dabei in der Auswertung nur solche
anbieten will. Dieses Vollsortiment kommt bei den Kun- Händler, die über den gesamten Zeitraum 2013 bis 2016
den scheinbar an. Amazon veröffentlicht selbst zwar kei- aktiv waren – damit das durchschnittliche Wachstum bei
ne detaillierten Zahlen dazu, wie sich das Geschäft mit den bestehenden Händlern nicht verfälscht wird.
eigenen Angeboten und Warenverkäufen von Handels-
partnern auf dem deutschen Online-Portal entwickelt. Droht dem deutschen E-Commerce also doch keine
Doch laut einer Marktanalyse des IFH hat Amazon allein Marktbereinigung? Auf Nachfrage verteidigt IFH-Chef
im Jahr 2014 einen Umsatz von 7,1 Mrd. Euro mit eige-Hudetz seine Thesen. Denn ihm zufolge nimmt der Kon-
nen Verkäufen erzielt. Addiert man dazu den Umsatz von zentrationsprozes im Online-Handel weiter zu. IFH-Ana-
externen Anbietern auf dem Online-Marktplatz, so kom- lysen zufolge entfallen auf die einhundert größten
deutschen Online-Shops bereits heute gut zwei Drittel
me man auf einen Netto-Umsatz von insgesamt 13,4
Mrd. Euro. Damit wurden laut IFH in Summe bereits 38 des gesamten deutschen Online-Umsatzes – „Tendenz
Prozent des deutschen Online-Handels im Jahr 2014 auf steigend“, beobachtet er. Dazu würden stationäre Ein-
Amazon.de getätigt, während vier Jahre zuvor der Ama- zelhändler zunehmend in den Online-Vertrieb investie-
zon-Anteil am gesamten deutschen Online-Handel laut ren und zunehmend höhere Online-Umsätze erzielen.
IFH-Analyse erst bei 19 Prozent lag. Zudem drängen laut Hudetz immer mehr Hersteller in
den Online-Handel und starten den Direktvertrieb im In-
ternet. „Da kann von den unzähligen Online-Shops nicht
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Werden sich nur wenige
Online
Pure Player
behaupten? Von Stephan Meixner
(neuhandeln.de)
90 Prozent der reinen Online-Händler werden nicht über - Vor diesem Hintergrund stellt sich zwangsläufig die Fra-
leben: Das prognostiziert jedenfalls das auf E-Commerce ge, wie viel vom deutschen E-Commerce-Kuchen eigent-
und Multichannel spezialisierte Institut für Handels- lich noch für andere Pure Player übrig bleibt. Insofern
forschung (IFH). Die Begründung: „Der Markt der Pure wirkt die These durchaus schlüssig, dass es für die meis-
Player wird sich aufgrund extrem niedriger Margen ten Pure Player neben Amazon irgendwann schlichtweg
konsolidieren“, so IFH-Geschäftsführer Kai Hudetz. „Es keinen Markt mehr gibt. Doch die IFH-Prognose hat einen
werden sich daher nur diejenigen Pure Play-Konzepte Haken. Das meint jedenfalls Peter Höschl, Gründer und
durchsetzen, die Kernkompetenzen optimieren, ein Herausgeber des Online-Portals Shopanbieter.de. Er hat
klares Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden sich umgehört – und kann überhaupt keine Zeichen für
abgeben und dies dauerhaft erfüllen können.“ Leisten eine Marktbereinigung bei den deutschen Online Pure
könnten das Hudetz zufolge neben dem übermächtigen Playern erkennen. Im Gegenteil: „Interessant war, dass
Branchenführer Amazon allerdings nur eine Handvoll mir quasi alle Gesprächspartner versicherten, sie hät-
Online-Händler, die sich als Category-Killer auf einzelne ten mehr Kunden und mehr Umsatz als zuvor“, berichtet
Nischen konzentrieren – wie es etwa die Zooplus AG als Höschl. Seine Schlussfolgerung: Auch wenn immer wie-
Spezialist für Tierbedarf vormacht. der Online-Händler durchs Raster fallen, kommen den-
noch immer mehr neue Player nach.
Die Argumentation klingt schlüssig. Schließlich fördert
das Internet eine Monopolisierung im Handel. Denn
Höschl untermauert seinen Standpunkt mit Zahlen des
früher brauchten Kunden vor Ort immer einen Händler ERP-Anbieters Plenty Markets, nach denen der Außenum -
in ihrer Nähe, um einkaufen zu können. Im Internet da- satz der an die ERP-Software angeschlossenen Händler in
gegen reicht prinzipiell ein einziger Anbieter, bei dem den vergangenen Jahren stark gewachsen ist – sowohl
Kunden dann ja bundesweit bestellen können. Dumm bei Shops mit mehr als zehn Mio. Euro Umsatz als auch
ist in diesem Zusammenhang, dass sich Amazon als Uni- bei Anbietern mit weniger als 250.000 Euro Umsatz. Be-
versalversender positioniert und im Prinzip alles online rücksichtigt wurden dabei in der Auswertung nur solche
anbieten will. Dieses Vollsortiment kommt bei den Kun- Händler, die über den gesamten Zeitraum 2013 bis 2016
den scheinbar an. Amazon veröffentlicht selbst zwar kei- aktiv waren – damit das durchschnittliche Wachstum bei
ne detaillierten Zahlen dazu, wie sich das Geschäft mit den bestehenden Händlern nicht verfälscht wird.
eigenen Angeboten und Warenverkäufen von Handels-
partnern auf dem deutschen Online-Portal entwickelt. Droht dem deutschen E-Commerce also doch keine
Doch laut einer Marktanalyse des IFH hat Amazon allein Marktbereinigung? Auf Nachfrage verteidigt IFH-Chef
im Jahr 2014 einen Umsatz von 7,1 Mrd. Euro mit eige-Hudetz seine Thesen. Denn ihm zufolge nimmt der Kon-
nen Verkäufen erzielt. Addiert man dazu den Umsatz von zentrationsprozes im Online-Handel weiter zu. IFH-Ana-
externen Anbietern auf dem Online-Marktplatz, so kom- lysen zufolge entfallen auf die einhundert größten
deutschen Online-Shops bereits heute gut zwei Drittel
me man auf einen Netto-Umsatz von insgesamt 13,4
Mrd. Euro. Damit wurden laut IFH in Summe bereits 38 des gesamten deutschen Online-Umsatzes – „Tendenz
Prozent des deutschen Online-Handels im Jahr 2014 auf steigend“, beobachtet er. Dazu würden stationäre Ein-
Amazon.de getätigt, während vier Jahre zuvor der Ama- zelhändler zunehmend in den Online-Vertrieb investie-
zon-Anteil am gesamten deutschen Online-Handel laut ren und zunehmend höhere Online-Umsätze erzielen.
IFH-Analyse erst bei 19 Prozent lag. Zudem drängen laut Hudetz immer mehr Hersteller in
den Online-Handel und starten den Direktvertrieb im In-
ternet. „Da kann von den unzähligen Online-Shops nicht
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