Page 8 - LogReal.Direkt_Ausgabe-4.2024
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Logistikimmobilien
Diese Analyse kann man auf drei Für die Analyse gibt es mit TNFD usw. Hilfsmittel, um
Punkte herunterbrechen: herauszufinden, ob und welcher Art von Risiko (und
Chance) man sich gegenübersieht: physisch, transitorisch
und/oder systemisch. Im schlimmsten Fall wird klar: Das
1. Es steht sehr schlecht um die Natur, die meisten Öko- eigene Geschäftsmodell schädigt jene Ökosysteme, deren
systeme sind geschädigt und gefährdet.
Leistungen man braucht.
2. Wir gehen ein sehr hohes Risiko ein, da wir die Natur nicht Eine Strategie für Klimaschutz E1 der ESRS kann
mitbilanzieren. nie konsistent sein, wenn Biodiversität nicht mitberück-
sichtigt wird – und andersherum genauso. Simpel gesagt:
3. Es braucht Geschäftsmodelle, die Natur in ihrer Vielfalt Wird Biodiversität nicht geschützt, führt dies zu einer
erhalten und wiederherstellen.
Verschärfung der Klimakrise. Mangelnder Klimaschutz
führt zu einem Verlust an Biodiversität, was die Klimakri-
Unser aktuelles Wirtschaftsmodell macht exakt, wofür es se befeuert: Je wärmer, desto ärmer, desto wärmer.
gedacht wurde. Dazu gehört auch, wo möglich Kosten zu Daraus folgt ein spannender Punkt, den man „Toas-
vermeiden oder zu externalisieren und dabei Umweltschä- ter-Effekt“ nennen könnte: Ökosysteme reagieren auf
den in Kauf zu nehmen. Es „bilanziert“ den Verlust von schnelle Temperaturanstiege sensibel. Überschreiten wir
Biodiversität und Ökosystemen nicht. Daraus resultieren die 1,5 °C oder 2 °C für bestimmte Zeit, verändern sie sich
diverse Risiken, nicht zuletzt für den Finanzmarkt. wahrscheinlich irreversibel. Wie der Toast verkohlt, wenn
Diese Risiken zu minimieren und die obigen Punkte
bedingen nun eine neue Regulatorik. Dies geschieht in der man ihn auch nur ein wenig zu lange toastet. Wir müssen
also den Klimaschutz an der Belastbarkeit der Ökosyste-
EU über verschiedene „Mechanismen“, wie die EU-Biodi- me ausrichten, damit diese nicht dauerhaft Schaden neh-
versitätsstrategie und das Nature-Restoration Law (Gesetz men oder kollabieren (systemisches Risiko).
zur Wiederherstellung der Natur). Es führt kein Weg daran vorbei, wir müssen die bei-
Mitentscheidend dürfte aber die Corporate Sustain-
ability Reporting Directive (CSRD) werden, welche den den Themen gemeinsam denken und bewerten!
Nach dem aktuellen Regierungsentwurf wird in
Fokus auf die Geschäftsmodelle von Unternehmen legt, Deutschland der CSRD-Report fester Bestandteil des
inklusive vor- und nachgelagerter Wertschöpfungskette. Jahresabschlusses und vom Wirtschaftsprüfer mittestiert.
Bei ESG gemäß CSRD gilt es bei Environmental (E), sich Es finden so Ökologie und Ökonomie nun schrittweise
mit fünf Umweltthemen auseinanderzusetzen. Dies ge- zueinander.
schieht mittels einer sogenannten doppelten Wesentlich-
keitsanalyse: Es werden zukünftige finanzielle Chancen Theorie und Praxis als Verbündete
sowie Risiken für Unternehmen erfasst und gleichwertig
deren Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft bewertet – Das Gute ist, dass uns die oft geschmähte Theorie – also
man spricht hier von IROs (Impacts, Risks, Opportuni- wissenschaftliche Erkenntnis – genau sagt, bei welchen
ties; siehe Glossar).
Treibern des Biodiversitätsverlusts wir als Branche einen
Einfluss haben:
Für biologische Vielfalt und Ökosysteme bedeutet dies 1. Klimawandel
die Beantwortung von zwei Fragen: 2. Chemikalien und Pestizide
1. Welche finanziellen Abhängigkeiten von Biodiversität 3. Landnutzung/-änderung
und Ökosystemen hat mein Geschäftsmodell über die 4. Invasive Arten
gesamte Wertschöpfungskette?
2. Welchen Impact auf Biodiversität und Ökosysteme, 5. Süßwasserverbrauch
positiv wie negativ, hat mein aktuelles Geschäftsmodell Gerade mit Blick auf Logistik haben wir große Hebel:
über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg?
1. Klimaschutz forcieren
2. Zirkulär und ohne Schadstoff bauen und betreiben
Einsatz von naturbasierten Materialien und solchen, die
ohne schädliche Chemikalien in Herstellung, Gebrauch
und beim Rückbau auskommen. In Konstruktionsweisen,
die reparaturfähig, langlebig, demontierbar und suffizient
sind. Als Voraussetzungen, um Materialkreisläufe zu er-
möglichen und so den Druck der Landnutzung zu redu-
zieren (Punkt 3).
Auch der Gebäudebetrieb zählt: Reinigungsmittel,
Grünpflege, Wareneinkauf gehören dazu.
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