Page 8 - LogReal.Direkt_Ausgabe-3.2024
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Logistikimmobilien







           Stephan Dalbeck, MRICS, Colliers: Beim „grauen“ Markt für Logis-  Darüber hinaus stehen die Flächen des „grauen“ Marktes nicht
           tikflächen handelt es sich um Flächenreserven in Logistikimmo-  im Wettbewerb mit dem regulären Flächenmarkt. Der reguläre
           bilien, die von deren Nutzern für einen längeren Zeitraum nicht  Flächenmarkt bedient primär langfristige Nutzungen, die für bei-
           benötigt werden und als Untermietflächen dem Markt angeboten  de Seiten eine deutlich größere Planbarkeit und Zuverlässigkeit
           werden. Dabei können die Mietzeiträume von einigen wenigen  ermöglichen.
           Monaten bis zu 24 Monate variieren. In einigen wenigen Ausnah-
           mefällen auch mal länger als 24 Monate.            Sarina Schekahn, JLL: Solange die aktuellen makroökonomischen
                                                              Herausforderungen bestehen, wird uns das Thema Grey Space be-
                                                              gleiten. Diese Flächenverfügbarkeiten werden zunehmen, nicht
                                                              zuletzt da zahlreiche Flächen erst sukzessive auf den Markt gelan-
                                                              gen, aufgrund einiger Nutzer, die sich bei der Untervermietung
                                                              ihrer nicht genutzten Flächen noch zurückhalten. Insbesondere
                                                              außerhalb der Ballungszentren ist das der Fall.
                                                                  Potenziell ist Grey Space der größte Wettbewerber für leer-
                                                              stehende Flächen, die direkt vom Eigentümer gemietet werden.
                                                              Nutzer können leerstehende Flächen kapitalisieren. Unterver-
                                                              mietungen können aufgrund der bestehenden, älteren Mietver-
                                                              träge mit einer geringeren Miete belegt werden, was in einigen
                                                              Regionen Untervermietern einen Wettbewerbsvorteil verschafft
                                                              und zu einem Preiskampf führen kann.
                                                                  Besonders bei den 3PLern zeigt sich eine größere Verfügbar-
                                                              keit von Grey Spaces. Mit dem starken Wachstum des E-Com-
                                                              merce während der Coronapandemie wurden in dieser Zeit zahl-
                                                              reiche Flächen angemietet und erworben, die nun nicht im vollen
                                                              Ausmaße genutzt werden. Getrieben von den zurzeit herrschen-
                                                              den Konsolidierungsbewegungen steigt die Flächenverfügbarkeit
            Stephan Dalbeck
                                                              auch bei Nutzern aus dem Handel. Ausnahme ist das Segment
                                                              Fashion, das wegen des schleppenden
           Aktuell sollen diese Flächen mehrere Millionen Quadratmeter  Abverkaufs volle Lager vorweist.
           umfassen. Genau lässt sich dieser Wert nicht ermitteln, da es kei-
           ne allgemeine Erfassungsstelle gibt, an die diese Flächen gemeldet
           werden.
               Manche Flächen werden über Makler angeboten, was eine
           gewisse Erfassung ermöglicht, manche aber auch ohne Beteili-
           gung eines Maklers. Ungenutzte Flächenreserven in Logistikim-
           mobilien sind aber kein Phänomen der aktuellen Marktlage.
               Diese Reserve hat es schon immer gegeben und sie war teil-
           weise bewusst von den Nutzern, im Übrigen meistens Logistikun-
           ternehmen, in Kauf genommen bzw. gewollt. Die Reserve wurde
           für Spot-Geschäfte eines guten Kunden oder z.B. für ein saisona-
           les Geschäft mit Torf, Gartenbedarf, Überkapazitäten aus einer
           Produktion usw. vorgehalten.
               Ein  Großteil  der  aktuell  genutzten  Logistikflächen  sind
           mittlerweile gemietet. Die in den letzten Jahren deutlich höheren
           Mieten führen nunmehr zu einem Kostendruck, dem die Nutzer
           durch Untervermietungen entgegenwirken möchten.
               Wir gehen hier  von einem  zeitlich  begrenzten „grauen“
           Markt aus. Sobald sich die wirtschaftliche Lage bei den Nutzern
           verbessert,  werden diese Reserveflächen wieder  vom Markt ge-
           nommen. Dies kann bei der erwarteten gesamtwirtschaftlichen
           Verbesserung in Deutschland somit recht schnell passieren.


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