Page 25 - LogReal.Direkt Ausgabe 1.2017
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Nachhaltigkeit : :
Handel, Industrie und Logistik bringen mit Ihren Immobi-
lien-Neuentwicklungen eine Vielzahl von Arbeitsplätzen
– in der Regel mehr als 50 Mitarbeiter pro 10.000 m² Hal-
lenfläche. Bei einem Neubau von 50.000 m² entspricht
das rund 500 Mitarbeitern. Warum werden Ihrer Mei-
nung für die Beschäftigten Parkplätze und keine Park-
häuser gebaut?
Richard Mergner: Weil das flächenverschwendende Par-
ken in einer Ebene für den Investor noch zu billig ist. Zum
Flächensparen müssten daher Parkhäuser vorgeschrie-
ben werden und natürlich bei der Standortwahl der An-
schluss an ein attraktiven Nahverkehrsangebot. Auch das
spricht gegen das straßennetzfixierte Bauen in der freien
Richard Mergner,
Landschaft.
Landesbeauftragter des BUND Naturschutz Bayern
E-Commerce und Digitalisierung sorgen für neue Ge-
schäftsmodelle. Der Kunde kann überall, rund um die
Uhr bestellen und sorgt damit für steigendes Verkehr-
saufkommen. Neue Konzepte für die innerstädtische
Logistik werden dringend benötigt. Welche Vorschläge
kommen von Ihnen?
Richard Mergner: Zu allererst müssten auch durch Ord-
nungsrecht und eine ökologische Finanzreform die ex-
ternen Umwelt- und Gesundheitskosten im Handel und
bei der Logistik für den Endverbraucher spürbar „einge-
preist“ werden. Wenn Preise die „ökologische und soziale
Wahrheit“ sagen verändern sich das Verbraucherver-
halten und die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen
und Vertriebsformen. Der Trend zur weiteren Fragmen-
tierung und Zersplitterung des Warenumschlags würde
verändert. Wenn wir lebenswerte Innenstädte erhalten
wollen, braucht es eine vielfältige Einzelhandelsstruktur,
die durchaus Digitalisierung nutzt, aber nicht Vertriebs-
formen, die Luft, Straßen und Plätze durch immer mehr
Lieferfahrzeuge belasten. Für den Restbedarf sind die
Bündelung von Transporten, die Renaissance der moder-
nisierten Güterbahn auch im Einzelwagenverkehr sowie
die Elektrifizierung der „letzten Meilen“ unabdingbar.
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