Page 22 - LogReal.Direkt Ausgabe 1.2017
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: : Logistikimmobilien
Auf gute Nachbarschaft
Von Andreas Fleischer, Business Unit Director Northern Europe bei SEGRO
Heute bestellt, morgen geliefert: Was in der Vergangen-
heit noch als teure Premium-Leistung von Versandhänd-
lern beworben wurde, ist inzwischen Standard.
Der wachsende Trend zum E-Commerce treibt den
Wettbewerb um kurze Lieferzeiten weiter voran. Bereits
die Hälfte des Paketvolumens besteht aus Lieferungen
an Privatkunden. Um eine noch schnellere Zustellung
von immer mehr Online-Bestellungen zu ermöglichen,
müssen effiziente Logistikkonzepte realisiert werden.
Die Versorgung der letzten Meile rückt in den Fokus, und
Logistikimmobilien zunehmend näher an den urbanen
Raum heran. Welche Folgen hat das für die Gestaltung
der jeweiligen Gebäude?
Neben den herkömmlichen, meist verkehrsgünstig an Besonders die Koordination des Verkehrsaufkommens
Flughäfen oder Autobahnen gelegenen, großflächigen wird zeitnah eine noch größere Herausforderung für
Distributionsstandorten rücken kleinteilige, innerstädti- die Ballungszentren sein als bisher. Die Infrastruktur in
sche City-Logistik-Objekte in den Vordergrund. Die demo- deutschen Großstädten ist bereits heute an zentralen
grafischen Entwicklungen werden diesen Trend noch ver- Verkehrsknotenpunkten überlastet, und das steigende
stärken. Wer einen Vorgeschmack erhalten will, in welche Paketvolumen wird die Situation auf den Straßen noch
Richtung sich die deutschen Städte entwickeln werden, weiter zuspitzen. Die Aufgabe der Kommunen ist es, aus-
muss nach London schauen, sei es im Bereich E-Com- reichend Möglichkeiten zu schaffen, damit kleinteilige,
merce, Verkehr oder Stadtentwicklung. Im Zuge der fort- dezentralisierte Logistikeinheiten realisiert werden kön-
schreitenden Urbanisierung strukturiert sich auch hier- nen. Denn diese haben das Potenzial, die Verkehrswege
zulande das Profil der Metropolen um. Die Anzahl der zum Kunden zu verkürzen und die Knotenpunkte zu ent-
Haushalte nimmt zu, dafür nimmt die Haushaltsgröße lasten. Dadurch können Entfernungen auch mit einem
ab. Zudem sorgt das steigende Durchschnittsalter der E-Bike oder elektrischen Ziehhilfen bewältigt werden.
Bevölkerung dafür, dass die Mobilität tendenziell gerin-
ger wird – deshalb muss die Logistik weiter wachsen und Die innerstädtischen Grundstücke sind knapp, dies ist
diese Trends auf kleinen, aber optimierten Flächen kom- schon jetzt ein wichtiger Faktor bei der Planung mo-
pensieren. derner City-Logistik-Objekte und wird in Zukunft noch
essenzieller. Die Revitalisierung von ungenutzten Objek-
ten oder Brachflächen wird immer weiter in den Fokus
rücken. Im Unterschied zu den großen randlagigen Dis-
tributionszentren stehen innerstädtische Neubaupro-
jekte in Konkurrenz zum Wohnungs- und Bürobau. Dies
erfordert eine enge Kooperation mit den Kommunen, die
die Flächen vergeben. Oft muss Überzeugungsarbeit ge-
leistet werden, denn viele Vertreter der öffentlichen Hand
sind zunächst besorgt über eine Minderung der Lebens-
qualität der umliegenden Anwohner. Projektentwickler
müssen diesen Herausforderungen mit entsprechenden
Konzepten begegnen.
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