Page 25 - LogReal.direkt_Ausgabe_3_2017
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Logistikimmobilien : :


          Wenden wir uns dem Markt zu. Wann ist das Ende des  Gibt es in Deutschland Regionen, in denen Investments
          Booms erreicht?                               in Logistikimmobilien bereits ein Ding der Unmöglich-
                                                        keit sind aufgrund politischer Restriktionen oder nicht
          Fred-Markus Bohne: Ich sehe die nächsten zwölf Monate  vorhandener Flächen?
          zumindest als stabil an. Natürlich haben wir einige politi-
          sche Unwägbarkeiten im globalen Maßstab, etwa in USA,  Fred-Markus Bohne: Nein, auch in Regionen wie Mün-
          Nordkorea, der Türkei oder durch den Brexit. Und eine zu- chen oder Stuttgart gibt es immer wieder Ansiedlungen,
          nehmende  Schnelllebigkeit  in der Wirtschaft. Aber  wie  auch wenn die Kommunen dort sehr restriktiv sind. Aber
          sähe das Ende des Booms aus? Eine zweite Lehman-Plei- die Branche muss hier weiter Aufklärungsarbeit leisten
          te befürchte ich nicht. Den Markt betrachten wir also   und eine Lanze für die Logistikimmobilien brechen. Des-
          erstmal entspannt, nach dem Motto ‚Ebbe und Flut sind  halb engagieren wir uns in der Logix Initiative, zusam-
          des Hamburger Kaufmanns Gut’.                 men mit weiteren rund 30 Marktteilnehmern.

          Was macht Polen, Tschechien, die Slowakei und Rumä- Neben den großen Neuprojekten investiert Panatto-
          nien für Sie zu interessanten Märkten?        ni auch in zu revitalisierende Flächen. Liegt angesichts
                                                        wachsender  Flächenengpässe  hierzulande  in  der  Revi-
          Fred-Markus Bohne: Da müssen wir differenzieren: In  talisierung der zahlreich vorhandenen Industriebrachen
          Polen und  Tschechien gibt es noch Flächen, auch dort  nicht mindestens genauso viel Zukunft wie in Neubau-
          werden sie aber rarer. Es gibt aber eine gewisse Investi- segment?
          tionssicherheit, Unternehmen und Logistikprojekte sind
          dort willkommen. Die Grundstücke sind allerdings mitt- Fred-Markus Bohne: Ja, natürlich. Brownfields liegen oft
          lerweile oft teurer als auf der entsprechenden deutschen  in den besten Lagen, es wäre auch volkswirtschaftlich
          Ostseite. Und es gibt noch gut ausgebildete Facharbeiter,  und  unter  Umweltgesichtspunkten  fatal,  sie nicht  be-
          bei einer Arbeitslosigkeit von etwa 4 Prozent haben wir  vorzugt zu nutzen. Panattoni hat hier immer wieder sehr
          aber auch hier zum Teil schon Engpässe.       interessante Projekte, aktuell etwa in Waiblingen oder im
                                                        Düsseldorfer Hafen, wo wir spekulativ rund 30.000 m²
          In Slowenien und Rumänien sind die Arbeitsmarkt-  Logistikfläche mit bester Anbindung etc. errichtet haben.
          Bedingungen noch besser: es gibt Arbeitskräfte, die Löh-
          ne bewegen sich auf einem niedrigeren Niveau. Letztlich  Gibt es Dienstleistungen auf die sich Immobilienent-
          treffen unsere Kunden die Standortentscheidungen, wir  wickler (neben den derzeitig erbrachten) verstärkt ein-
          folgen ihnen.                                 stellen müssen?


          Welche Rolle spielen in Ihren strategischen Überlegun- Fred-Markus Bohne: Nein, das sehe ich nicht.
          gen die Metropolen und deren Randlagen?
                                                        Welche wirtschaftliche Entwicklung macht Ihnen derzeit
          Fred-Markus Bohne: Die Metropolen werden getrieben  am meisten Sorge? Und welche am meisten Freude?
          durch den E-Commerce natürlich immer interessanter, die
          Randlagen ebenfalls. Aber bei allem E-Commerce-Boom  Fred-Markus Bohne: Der technologische und wirtschaftli-
          dürfen wir nicht vergessen, dass die Waren auch erst mal  che Wandel, die Schnelligkeit und Wucht, mit denen viele
          an die Umschlagpunkte in den Metropolen gebracht wer- Branchen konfrontiert sind, das macht uns nicht unbe-
          den müssen. Die logistische Kette beginnt ja viel früher  dingt Sorgen, aber es ist bemerkenswert. Die hohe Pro-
          und wird die klassischen Funktionen und Lager nach wie  duktionsfähigkeit gerade in Deutschland, das Wachstum
          vor benötigen.                                im E-Commerce, das macht Freude und gibt Zuversicht.

          Und welche Rolle spielen die B- und C-Standorte?  Eine letzte Frage: Wo steht Panattoni Ihrer Einschätzung
                                                        nach am Ende dieses Jahrzehnts?
          Fred-Markus Bohne:  Wir beobachten schon seit einiger
          Zeit eine Aufwertung. B-Standorte werden zu A und C  Fred-Markus Bohne: Unser Ziel ist es, sich dauerhaft un-
          wird zu B. Die Regionen wachsen immer mehr zusammen.  ter den Top 3 Projektentwicklern der Branche in Deutsch-
          Statt anfänglich fünf Regionen sprechen wir heute ja in- land zu etablieren und mit einer gewissen Dominanz im
          zwischen von 27 Hot Spots der Logistik. Für die Eignung  Markt vertreten zu sein. Darin waren wir in den vergan-
          sind eben heute Faktoren wie Arbeitskräfteverfügbarkeit,  genen zwei Jahren sehr erfolgreich und dieses Ziel wer-
          erzielbare Synergien etc. in den Vordergrund gerückt.  den wir am Ende des Jahrzehnts abgesichert haben.




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