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: : Logistik Das Rückgrat der digitalen Welt! Intralogistik Von Gregor Blauermel Was ist eigentlich Intralogistik? Nur ein Marketing-Gag, der in einer Zeit, als die Branche wenig technischen Fortschritt generiert hat, notwendig war, um nachlassendes Interesse durch ein neues Schlagwort wiederzubeleben? Ein wenig ja – aber es hat funktioniert! Ein kurzer Blick zurück. „Lager- und Fördertechnik“ ist seit Schwerpunkt der technischen Entwicklung ist die wei- Jahrzehnten eine etablierte Größe der Ingenieurausbil- tere Verfeinerung bekannter Techniken z.B. durch Si- dung. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre werden mulationsverfahren oder verbesserte Antriebs- und die noch heute gültigen Grundlagen der Gestaltung von Steuerungskonzepte, rasante Fortschritte bei der Infor- Kommissioniersystemen geschafen, „Technische Logis- mationstechnologie ermöglichen eher organisatorisch tik“ und „Materialfuss“ als Sammelbegrif für den tech- getriebene Prozessverbesserungen. Trotzdem sind nach nikgetriebenen Teil der Logistik etablieren sich. wie vor wesentliche Teilprozesse nicht, oder nicht wirt- Parallel dazu wird auch die betriebswirtschaftliche schaftlich automatisierbar. Logistik als Wissenschaftszweig etabliert. In diese Zeit fallen auch die ersten großen Branchentrefen – der vom VDI veranstaltete „Deutsche Materialfuss-Kongress“ Intralogistik als Innovationstreiber? als Trefpunkt der Techniker, der vom BVL veranstaltete „Deutsche Logistik Kongress“ sowie die Etablierung der Und dann taucht 2003, getrieben durch den VDMA, der CeMat in Hannover als Weltleitmesse. Begrif „Intralogistik“ auf. „Der neue Branchenbegrif „In- Die Lagerlogistik wird technisiert: Hochregallager tralogistik“ umfasst die Organisation, Durchführung und werden in großem Stil gebaut, interner Transport und Optimierung der innerbetrieblichen Materialfusstech- Sortierung in hohem Maße automatisiert. Das Ergebnis nik und Logistikströme sowie des Warenumschlags bei sind in vielen Fällen hochspezialisierte Anlagen, die von Industrie, Handel und öfentlichen Einrichtungen mittels den Ingenieuren auf ein ganz bestimmtes Szenario mehr technischer Komponenten, Teil- und Komplettsystemen oder weniger eng ausgelegt werden. Zeitgleich setzt eine sowie Dienstleistungen.“ große Welle der Zentralisierung von Lagern ein – zum ei- Auch wenn man über diese Defnition trefich dis- nen, um die Technisierung durch die Reduzierung von Be- kutieren kann (und es auch lange getan hat!) so ist ent- ständen auch fnanzieren zu können, zum anderen, weil scheidender Fortschritt, dass Technik und Organisation, kleinere Standorte den „aktuellen“ Technisierungs- und IT und Maschinenbau, Investitionsgüter und Dienstleis- Organisationgrad nicht benötigen. tungen unter einem Begrif subsummiert werden. Und es setzt eine neue Welle von Innovationen ein: Grenzen der Technik? Shuttle-Systeme stellen erstmals ausreichend dynami- sche Leistung zur Verfügung, um Ware-zum-Mann Sys- Spätestens Mitte der 90er Jahre setzt Ernüchterung ein. teme auch bei Anlagen mit hohen Leistungsanforderun- Marktanforderungen ändern sich, das beim Bau der gro- gen realisieren zu können. Kommissioniersysteme mit ßen Zentrallager unterstellte Wachstum bleibt in vielen 500 und mehr Picks je Stunde werden installiert, Hänge- Fällen aus, weitere Rationalisierungsfortschritte können ware wird auf Einzeltrolleys transportiert und ist damit nicht mehr wirtschaftlich erreicht werden. Technischen vereinzelbar, FTS (fahrerlose Transport-Systeme) werden Fortschritt, wie er beispielsweise durch die Hochregalla- durch neue Antriebs- und Steuerungskonzepte auch au- ger- oder Sortertechnik erreicht werden konnte, gibt es ßerhalb industrieller Anwendungen wirtschaftlich, der seit geraumer Zeit nicht mehr. Mitarbeiter kommissioniert mit „Pick-to-Light“ und „Pick- by-Voice“ – die gesamte Technik wird schneller, fexibler, 50 LogReal.direkt Log.Real_2014/1 pro2.indd 50 11.03.14 17:47
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