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Logistikimmobilien
Logistikhallen leisten
einen wichtigen Beitrag
zum Klimapfad
Die Energiewende hin zu CO 2 -neutralen Logistikimmo- Ansatz im Bestand die größte Herausforderung aber
bilien, die zusätzlich von exorbitant steigenden Ener- auch das größte Potenzial birgt. Ökologisch und öko-
giekosten getrieben wird, verlangt von Immobilien- nomisch und unter Einbeziehung sämtlicher Umwelt-
Entwicklern Veränderungen und Entscheidungen. Drei faktoren, nicht nur CO 2 , ist der Abriss und Neubau von
Fragen an Jan Dietrich Hempel, CEO der Garbe Industrial effizienteren Gebäuden sehr häufig nicht die beste Ant-
Real Estate GmbH. wort. Denn die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus
muss im Vordergrund stehen.
Herr Hempel, wo sehen Sie den größten Hebel, um Ener-
gieeffizienz und CO 2 -Neutralität im Immobiliensektor Künftige Logistikimmobilien sollen nicht nur CO 2 -neut-
zu erreichen? ral, sondern auch energieautark sein. Wie beurteilen Sie
Jan Dietrich Hempel: In der Immobilienwirtschaft einen diesen Ansatz?
Hebel zu suchen, der uns zu CO 2 -Neutralität führt, ist zu Hempel: Logistikhallen mit dem enormen Potenzial für
vereinfachend gedacht. Nur eine ganzheitliche Betrach- PV-Strom aus Dachanlagen sind eine Asset Klasse, die
tung des Lebenszyklus und der Nutzungsart liefern Ant- in Bezug auf Stromversorgung einen wichtigen Beitrag
worten. Neuentwicklungen und Bestandserhalt, beide zum Klimapfad leisten kann. Eine moderne Halle be-
Optionen müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen nötigt – auch hier abhängig von der Nutzungsart, be-
werden. Beispielsweise benötigt aktuell eine nach mo- günstigt durch sparsame Beleuchtungssysteme – oft
dernen energetischen Standards erstellte Neubau-Lo- nur einen kleinen Teil des produzierten PV-Stroms. Das
gistikhalle je nach Nutzungsart und mit einer PV-Dach- Gebäude kann z.B. durch optimierte Dämmung und au-
anlage mindestens 8 – 10 Jahre, um den CO 2 -Ausstoß tomatische Ladetore sehr sparsam betrieben und durch
des Neubaus zu amortisieren, erst dann zeigt sich ein moderne Geothermieanlagen mit geringem Energiever-
verbesserter Fußabdruck im Vergleich zum Bestand. So- brauch temperiert werden. Für Neubau ein durchaus
mit ist die Antwort nicht nur in Bezug auf Einhaltung sinnvoller Ansatz nicht nur ökologisch: auch das Ein-
des Klimapfads, dass ein fundierter Manage-to-ESG- sparpotenzial von Energiekosten für den Nutzer ist ein
starkes Argument. Es bleibt angesichts der nötigen In-
vestitionen allerdings die übliche Frage „wer zahlt, wer
spart?“. Diese wird in Zukunft durch eine ESG-konforme
Umgestaltung der Mietverträge zu regeln sein.
Können künftige Immobilien mit entsprechender Tech-
nologie auch als Energieproduzenten fungieren?
Hempel: Eine intensive Nutzung der Dachflächen und
unter Umständen künftig sogar von Fassadenflächen
für die Produktion von Solarstrom ist ein wichtiger
Baustein der Energiewende. Künftig zu ergänzen von
durch Innovationen wirtschaftlich gewordenen wei-
teren Möglichkeiten der Produktion von Energie aus
erneuerbaren Quellen. Nicht nur die Sicherstellung der
Energieversorgung der Mobilität (E oder Wasserstoff)
sondern auch die Stromversorgung des Umfelds bergen
ein großes Potenzial.
Jan Dietrich Hempel, CEO der Garbe
Industrial Real Estate GmbH.
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