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Logistik | Special Bahn
2020 das mittlerweile dritte europäische GVZ-Ranking
abgeschlossen. Dabei wurden insgesamt knapp 300
Standorte analysiert, von denen 100 in die finalen Aus-
wertungen aufgenommen werden konnten. Erstmals
wurden die Arbeiten zum Ranking in Kooperation mit
dem europäischen GVZ-Dachverband „Europlatforms“,
mit dem die DGG seit mehreren Jahren bereits eng ver-
bunden ist, durchgeführt.
Die durch das Ranking erzielten Erkenntnisse liefern ge-
nerell wichtige Grundlagen und Fakten, die die Rolle der
Güterverkehrszentren als zentrale logistische Intermo-
dalknoten im Bewusstsein der (politischen) Entschei-
dungsträger stärken. Des Weiteren profitieren auch die
Verantwortlichen vor Ort in den Güterverkehrszentren
von den Ergebnissen des Vergleichs.
Das Ranking demonstriert, dass sich die europäische
GVZ-Landschaft kontinuierlich verändert und weiter-
entwickelt. Bemerkenswert ist, dass sich derzeit mehr
europäische Länder unter den finalen „TOP 10“ befin-
den. Dominierten in der Vergangenheit italienische und
deutsche Standorte das Feld, sind dort gegenwärtig
Der Bayernhafen Nürnberg-Süd. bereits fünf Länder vertreten. Unter den ersten 20 eu-
ropäischen Standorten befinden sich erfreulicher Weise
Güterverkehrszentren (GVZ) insgesamt sieben deutsche Güterverkehrszentren. Erst-
Chancen und mals konnte dabei das GVZ Bremen die erste Position im
Europäischen Ranking einnehmen.
Herausforderungen Deutlich wurde ebenfalls, dass viele Standorte in Europa
und Deutschland eine außerordentlich hohe Relevanz
als intermodale für ihre Region besitzen. So verwundert es nicht, dass
die GVZ-Verantwortlichen in der Befragung oftmals
über ihren Standort als „Leuchtturmfunktion“ für die
Hubs Region sprachen.
Zukünftig stehen die Güterverkehrszentren in Deutsch-
Von Steffen Nestler und Dr. Thomas Nobel (beide
land vor vielfältigen Herausforderungen und den damit
Geschäftsführer der Deutschen GVZ-Gesellschaft mbH)
verbundenen Chancen. Die GVZ-Standorte werden sich
Die Güterverkehrszentren übernehmen bereits seit vie- vor allem in ihrer Rolle als die intermodalen Logistikno-
len Jahren wichtige Funktionen in den europäischen ten weiterzuentwickeln haben. Hierzu können folgende
Transportkorridoren und sind maßgeblich an der er- Aspekte zählen:
folgreichen Gestaltung intermodaler Supply Chains be- :: „∞“-modalität-Standorte: Logistikknoten für Bischi/
teiligt. Gleichzeitig obliegen alle GVZ-Standorte zuneh- See, Straße, Schiene, Luft, unterirdisch-Hyperloop,
mend – neben den Einflüssen der alles beherrschenden ÖPNV, E-Bikes
COVID-19 Pandemie – den vielfältigen Auswirkungen :: Intermodal-Hubs mit innovativer Technik: Schnel-
logistischer Trends, die aktuell vor allem Themen wie lumschlag, verschiedene horizontale und vertikale
„Digitalisierung“, „Fachkräftemangel“, „Urban Logistics“, Umschlagstechniken für nicht kranbare Trailer so-
„Nachhaltigkeit“ und „Intermodalität“ umfassen. wie vertikale „Aufliegerhotels“ zur platzsparenden
Abstellung
Vor diesem Hintergrund stellt sich zunächst die Frage, :: Verstärkte Ausbau- und Ersatzinvestitionen in den
wie die Güterverkehrszentren aktuell im europäischen KV-Terminals (durch die zu novellierende Förder-
Vergleich einzuschätzen sind. Hierzu wurde Anfang richtlinie des Bundes unterstützt)
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