Page 34 - LogReal.direkt Ausgabe 2.2016
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: : E-Commerce

Die Qual der Wahl

Versandkosten und




Versandkostenfreiheit






Von Tina Plewinski




Dass sich die Hälfte der befragten Online-Händler für
eine Subventionierung entscheidet, kommt nicht von un -
gefähr. Schließlich spielt die Einstellung der Kunden zum
Thema eine entscheidende Rolle: Jeder Verbraucher hat
eine psychologische Kostengrenze, die er nicht bereit ist,
für Porto zu überschreiten. Daher rechnet auch eine er-
kleckliche Anzahl an Anbietern ihre Versandkosten in die
Produktpreise ein, um diese sozusagen „nach außen hin“
versandkostenfrei darbieten zu können.


Wie zentral eine solche Strategie sein kann, zeigt eine Sta-
tista-Studie: Danach galten bei einer Befragung zu hohe
Versandkosten als häufigster Grund für Kaufabbrüche
im Online-Shop. Die Analyse stammt aus dem Jahr 2014,
bei der insgesamt 1.000 Internetnutzer befragt wurden.
Neben den üblichen Versandkostenmodellen, nämlich
Versandkosten sind ein Thema, mit dem sich On - einer festen Versandkostenpauschale, einer Versandkos-
line-Händler intensiv beschäftigen müssen, um wirt - tenfreiheit ab einem bestimmten Einkaufswert sowie
schaftlich handeln und versenden zu können. Schließlich einer generellen Versandkostenfreiheit haben sich in der
summieren sich die entsprechenden Kosten enorm und Zwischenzeit auch weitere Versandkostenkonzepte bzw.
können – bei falscher Kalkulation – tiefe Löcher in die -strategien entwickelt, die Händler als Basis nutzen.
Bilanz der Anbieter schlagen.
Anstatt feste Versandkosten einzuräumen, gibt es On-
Grundsätzlich muss sich jeder Online-Händler die Frage line-Händler, die ihre Versandkosten erhöhen, wenn die
stellen, wie man die eigenen Versandkosten nach außen Füllmenge des Einkaufswagens anwächst. Eines der neu-
kommunizieren und auf die Kunden übertragen möch- eren Beispiele ist der Vorratskammer-Service von Ama-
te: Legt man die kompletten Kosten auf die Verbraucher zon: „Amazon Pantry“ erlaubt es Kunden, Produkte aus
um? Subventioniert man die Versandkosten und hebt den Bereichen Lebensmittel, Haushalt, Drogerie und Co.
dies im Online-Shop deutlich hervor, um die Attraktivität zu kaufen, wobei jedes Paket nur maximal 20 kg schwer
des Angebots aufzuzeigen? Setzt man vielleicht sogar die sein bzw. 110 Liter fassen darf. Durch eine Füllstandsan-
Versandkosten höher an? zeige wissen die Kunden genau, wie viel noch in eine Pan -
ty-Box hineinpasst. Wird das Maß einer Sendung über-
schritten, wird ein zweites Paket aufgemacht, das die
gleichen Maße besitzt. Dann fallen allerdings auch zwei
Versandkostenpauschalen an.

Auch die Drogeriekette dm bedient sich dieser Variante
der Versandkostenerhebung. Allerdings ist sie bei der
Kapazitätsgrenze großzügiger als Amazon und erlaubt
25  Kilogramm beziehungsweise 140 Liter pro Paket.
„Unser Ziel ist es, auch online der günstigste Anbieter


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