Page 37 - LogReal.Direkt_Ausgabe-1.2023
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Logistikimmobilien
ATMIRA-Geschäftsführer
Tim Wiesener
Foto links: Ein Blick aus
anderer Perspektive
zur Verdeutlichung
der Verkehrssituation
(Visualisierung: form 3d)
auch bei starker Frequenz nicht in die umliegenden Stra- mit der Wertung „Gold“ erhalten. Ein Teil der Dachflä-
ßen hineinragen. Zudem schaffen wir Infrastruktur für die che wird begrünt, ein anderer mit Photovoltaikpaneelen
Lkw-Fahrer – in Form einer Trucker-Lounge mit Duschen überbaut. Eine ökologisch nachhaltige Bauweise sei in-
und Verpflegungsmöglichkeiten. Für uns ist es wichtig, so zwischen aber nicht mehr nur wichtig für die Akzeptanz
viele Problemfelder wie möglich aktiv anzugehen und da- des Projekts bei Kommunen und Anwohnern, so Wiese-
rüber hinaus Mehrwerte zu liefern“, sagt Wiesener. ner. „Spätestens seit der Energiekrise zeigt sich, dass die
Das Besondere am neuen Logistikzentrum: Es han- Reduzierung der Energieverbräuche auch ökonomisch
delt sich um eine echte Multi-Level-Immobilie mit separa- ein absolutes Muss ist. Diese höheren Baustandards muss
ten Stockwerken. Anders als bei einigen inzwischen bran- der Entwickler über eine tendenziell höhere Kaltmiete
chenbekannten Beispielen aus Deutschland und Europa gegenfinanzieren, doch da gleichzeitig Nebenkosten ein-
werden die Lkw jedoch nur die untere Etage anfahren. gespart werden, ändert sich unterm Strich für den Mieter
Eine außen liegende Rampe mit Ladehöfen auf den obe- nicht viel.“ In einer Immobilie mit höherem Automatisie-
ren Geschossen ist nicht vorgesehen. rungsgrad, in der dementsprechend auch mehr Energie
verbraucht werden müsse, seien Photovoltaikanlagen na-
Mehr Effizienz – mehr Flexibilität türlich besonders wichtig, resümiert Wiesener.
Aus Sicht von Logistikimmobilienentwicklern fällt
Stattdessen soll in den oberen Etagen ein teilautomatisier- es jedoch immer schwerer, ambitionierte Projekte zu re-
tes Kommissioniersystem auf Basis von Robotern einge- alisieren. Die Kombination aus anhaltend hohen Zinsen,
baut werden. Wie genau die Prozesse ablaufen werden, gestiegenen Baukosten und einer sehr restriktiven Kre-
fällt in die Kategorie „Betriebsgeheimnis“. Unterm Strich ditvergabe machen die Kalkulation von Projekten zuneh-
sollen jedoch verglichen mit einem klassischen Hochregal mend schwierig.
sowohl mehr Effizienz als auch mehr Flexibilität erreicht
werden. „Die Idee dahinter ist, die recht starren Struktu- Zukunftsfähige Immobilien entwickeln
ren des klassischen Hochregals zu überwinden“, kommen-
tiert Wiesener. Durch eine etagenweise teilautomatisierte Für Wiesener ist es dennoch wichtig, gerade jetzt zu-
Kommissionierung könnten Onlinehändler, die auf eine kunftsfähige Immobilien zu entwickeln. Um dies zu be-
chaotische Lagerhaltung setzen, ihre Waren viel flexibler werkstelligen, seien jedoch belastbare Kooperationen
lagern. Hinzu komme, dass gerade kleinere oder unförmi- nötig – sowohl finanzierungsseitig als auch mieterseitig.
ge Gegenstände sehr viel besser transportiert werden kön- „Wenn diese gegeben sind, können auch heutzutage noch
nen als mit einem Hochregalsystem. „Jedoch obliegt dem Pilotprojekte umgesetzt werden.“ Dabei komme es laut
Nutzer die Installation dieser Technik. Uns als Entwickler Wiesener aber auch auf die Mietvertragsgestaltung an.
war es vor allem wichtig, die dafür nötigen baulichen Ge- „Eine solche Immobilie erfordert lange Mietvertragslauf-
gebenheiten zu schaffen, sodass die Prozesse ideal ablaufen zeiten, die deutlich über dem branchenüblichen Standard
können.“ liegen. Dazu sind die Mieter aber in aller Regel bereit, so-
Die Immobilie in Erfurt wird ressourcenschonend fern sie sich vom Standort und vom Konzept der Immobi-
geplant und soll später einmal eine DGNB-Zertifizierung lie überzeugen lassen.“
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