Page 3 - LogReal.Direkt_Ausgabe-1.2023
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Editorial
Wie geht es uns zur Zeit?
Diese Frage stellt normalerweise Ihr Arzt, aber wir wollen einmal kurz erwäh-
nen, was die Immobilienbranche darauf antwortet. Die kurze Variante lautet:
Geht so, wir warten auf Besserung. Catella Research wollte es genauer wissen.
Auf die Frage, wann das Transaktionsgeschehen auf dem deutschen Immobi-
lienmarkt wohl wieder an Dynamik gewinnen werde, antwortete eine knappe
Mehrheit der 250 befragten Akteure (51 Prozent): Noch in diesem Jahr. 49 Pro-
zent erwarten hingegen eine Belebung erst im Lauf des ersten Halbjahrs 2024.
Das nennt man wohl ein uneinheitliches Stimmungsbild.
Der Onlinehandel, jahrelang einer der wichtigen Treiber für Logistikim-
mobilienprojekte, schwächelt derzeit. Amazon schließt das Logistikzentrum in
Brieselang. Die Begründung: Das Gebäude entspreche nicht mehr den aktu-
ellen Anforderungen. Nach schwachen Umsätzen hört sich das erstmal nicht
an. Aber: Entlassungen im großen Stil sind angekündigt, aufgebaute Immobi-
lienkapazitäten lässt der E-Commerce-Riese ungenutzt. Ganz so gut laufen die
Geschäfte also offensichtlich nicht. Das gilt auch für Zalando. Grundsätzliche
Zweifel an der Assetklasse Logistikimmobilien dürfe man jedoch nach Meinung
einiger Marktakteure keinesfalls aufkommen lassen. Das Problem liege nach wie
vor auf der Angebotsseite. Der Flächenmangel sei nach wie vor das größte Hin-
dernis für Wachstum.
Brownfields und Industriebrachen werden als Großflächen deshalb im-
mer interessanter. Das Problem von Kontaminierungen wird allerdings vielfach
noch als Risikofaktor gesehen, erst recht nach dem Aufsehen erregenden Bei-
trag des ARD-Magazins „Panorama“ vom 23. Februar. Ins Visier der Recher-
chen war die Stoffgruppe PFAS geraten. Dieses „Jahrhundertgift“ soll an ins-
gesamt 1.500 Standorten in Deutschland in gefährlichen Mengen nachweisbar
sein. Das Problem dieser gesundheitsgefährdenden Stoffe sei ihre Langlebigkeit
und ihre strikte Weigerung, sich irgendwie abbauen zu lassen. Wir haben dazu
einen Bericht auf den Seiten 26 und 27, der zumindest für ein wenig Entspan-
nung sorgen sollte.
Zurück zu den Immobilien. Unter den Top-Regionen für Logistikimmo-
bilien-Investments befanden sich 2022 nicht die üblichen Verdächtigen, son-
dern Standorte wie Duisburg/Niederrhein, Leipzig/Halle und, als Newcomer,
Dresden. Absolut shocking: In den Top-7-Städten ging des Transaktionsvolu-
men im vierten Quartal 2022 um 68 Prozent zurück. Der größte Absteiger ist
Frankfurt/Main. Das liegt aber nicht an mangelnder Attraktivität, sondern (Sie
ahnen es?) an fehlenden Flächen.
Was gibt es noch zu erzählen?
Sie werden es vielleicht schon bemerkt haben: Wir haben unser Magazin auf-
gepeppt. Nach zehn Jahren haben wir uns den ersten umfangreichen Relaunch
des Layouts gegönnt. Wir hoffen, dass Ihnen die „neue“ LogReal.Direkt gefällt.
Weitere Features, die unser E-Paper betreffen, hat Ihnen unsere Geschäftsleite-
rin Jennifer Beyer vor kurzem in unserem Newsletter ansatzweise vorgestellt. In
Ruhe nachlesen können Sie das in dieser Ausgabe auf der Seite 51.
Ich wünsche Ihnen ein schönes und erfolgreiches Frühjahr!
Ihr
Thomas Pool | Chefredakteur
LogReal.Direkt 3