Page 24 - LogReal.direkt_Ausgabe_3_2018
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: : Logistik
Horizontale tions modells sehen Sie rechts: Als Eingangsparameter
Eine Beispielhafte Auswertung auf Basis des Simu la-
Kooperationen wird eine unterschiedlich stark schwankende Nachfrage
von Partner A im Lager simuliert (a).
Das Simulationsmodell liefert anschließend die resul-
tierenden Schwankungen in den Durchlaufzeiten von
Partner B über einen Tag verteilt (b).
Man erkennt, dass Spitzen in den Durchlaufzeiten
als Lösung für die urbane Logistik? von Partner B bis zu zwei Stunden nach den ent-
sprechenden Spitzen bei den Auftragseingängen von
Von Ralf Elbert, Jan-Karl Knigge und Christian Friedrich Partner A auftreten.
Der anhaltende Trend zur Urbanisierung und Digita- Die ersten Urban Consolidation Center entstanden be-
lisierung stellt vor allem kleine und mittlere Logisti- reits in den 1960er Jahren. Seitdem sind jedoch viele ver-
kunternehmen zunehmend vor Herausforderungen. gleichbare kooperative Projekte in der urbanen Logistik
Horizontale Kooperationen zwischen den betroffenen gescheitert, meist aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit,
Unternehmen können helfen, diesen Herausforderungen mangelnder Transparenz, Informationsasymmetrien
zu begegnen. Das Forschungsprojekt „Urban Logistics oder divergenten Interessen der beteiligten Partner. An
Facilities“ am Fachgebiet Unternehmensführung und dieser Stelle setzt das aktuelle Forschungsprojekt mit
Logistik der TU Darmstadt untersucht mit Hilfe einer dem Titel „Urban Logistics Facilities“ des Fachgebietes
agenten-basierten Simulation, wie solche Kooperationen Unternehmensführung und Logistik an der TU Darmstadt
in der urbanen Logistik funktionieren können. an. Ziel ist die Entwicklung eines Preis- bzw. Kostenallo-
kationsmodells, das zum einen die Wirtschaftlichkeit ko-
Der Trend zur Urbanisierung ist ungebrochen: Weltweit operativer Logistikzentren gewährleistet und zum ande-
leben immer mehr Menschen in Großstädten und vieler- ren kooperatives Verhalten der beteiligten Partner fördert
orts explodieren die Mieten. Doch nicht nur Wohnen wird und opportunistisches Verhalten sanktioniert.
teurer – auch Logistikimmobilien in urbanen Räumen
steigen im Preis während die verfügbare Fläche für die In der wissenschaftlichen Literatur existieren bereits
urbane Logistik schrumpft. Das führt schon jetzt dazu, zahlreiche Modelle zur Zuweisung von Kosten oder Erträ-
dass Logistikunternehmen vermehrt an den Stadtrand gen innerhalb horizontaler Kooperationen. Insbesondere
oder in Gewerbegebiete außerhalb der Stadtzentren der sogenannte Shapely-Value, das Activity-Based-Cos-
verdrängt werden. Gleichzeitig wachsen die Ansprüche ting und die Equal-Profit-Methode berücksichtigen dabei
von Menschen und Unternehmen im Zuge der Digitali- auch spieltheoretische Aspekte und versuchen, unter-
sierung: Auch im Stadtzentrum möchte man seinen On- schiedliche Verhaltensweisen der Partner in das Modell
line-Einkauf möglichst noch am gleichen Tag zuverlässig zu integrieren. In der Praxis werden die Kosten in ge-
geliefert bekommen. meinsam genutzten Lagern jedoch häufig immer noch
proportional auf Basis der genutzten Lagerfläche oder
Vor allem kleine und mittlere Logistikdienstleister (KM- der Anzahl an eingelagerten Artikeln berechnet. Kosten-
LDL) werden durch diese Entwicklungen vor große Her- faktoren wie die Kommissionierung oder die Nutzung
ausforderungen gestellt. Sie verfügen meist nur über weiterer gemeinsamer Ressourcen werden so häufig nur
eine verhältnismäßig geringe Finanzkraft, sind aber regi- unzureichend berücksichtigt.
onal stark verbunden und werden aus ihrem regionalen
Umfeld verdrängt. Eine Lösung für KM-LDL besteht im Um die Bedeutung begrenzter, gemeinsam genutzter
Aufbau horizontaler Kooperationen. Hierdurch können Ressourcen insbesondere in der Kommissionierung näher
Risiken geteilt und Synergien genutzt werden. So besteht zu beleuchten, wird derzeit ein agentenbasiertes Simula-
eine Möglichkeit beispielsweise darin, stadtnahe Logis- tionsmodell entwickelt, mit dessen Hilfe sich der Einfluss
tikeinrichtungen und Lagerhäuser gemeinsam zu betrei- verschiedener Parameter sowie des Verhaltens der ein-
ben und zu nutzen. zelnen Akteure im Lager systematisch untersuchen lässt.
Für die Simulation wird ein einfaches, rechteckiges Lager
modelliert. Dieses wird von zwei Partnern genutzt, die
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