Page 6 - LogReal.Direkt_Ausgabe-1.2024
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Logistik
Entwicklungen in der Transport-
und Logistikbranche
Die Herausforderungen, die Speditionen und Transportunter- und die CO2-Bilanz zu reduzieren. Dieses Dilemma wird die
nehmen sowie Handel und Industrie in diesem Jahr bevorstehen, Diskussion um die Realisierbarkeit der Zukunftstechnologien im
sind vielfältig. In zwölf Punkten sieht Gunnar Gburek, Head of kommenden Jahr bestimmen.
Business Affairs von TIMOCOM, bedeutende Aspekte und
schätzt in seinen Thesen mögliche Auswirkungen und Verände- 4. Fahrer bleiben rar und Personalkosten hoch
rungen in der Transportwelt 2024 ein.
Es wird 2024 grundsätzlich etwas leichter, Personal für Lager und
1. Transportpreise steigen durch Mauterhöhungen Verwaltung zu finden. Fahrer jedoch bleiben rar, genauso wie es
weiterhin schwierig sein wird, Auszubildende zu bekommen –
Bedingt durch die immensen Steigerungen der Maut in Deutsch- und zwar in allen Bereichen. Die Personalkosten bleiben insge-
land und entsprechenden Plänen in weiteren Ländern wird der samt auf einem hohen Niveau konstant, nachdem die Gehälter
Preis für LKW-Transporte das Niveau der letzten Jahre übertref- 2023 bereits flächendeckend erhöht wurden.
fen. Es ist mit einer Steigerung des Transportpreises von bis zu
12 % zu rechnen. Die hohen Kosten werden nicht komplett an 5. Teil- und Zuladungen gewinnen an Bedeutung
die Endverbraucher weitergegeben werden können, Teile davon
müssen sowohl Transportdienstleister als auch Industrie und Die rückläufige Konjunktur führt zu weniger Transportbedarf
Handel tragen. Viel gefeilscht wird um die anfallenden Kosten und einem geringeren Umfang der einzelnen Lieferungen, sodass
für Leer kilometer und von wem diese getragen werden. die Nachfrage nach Laderaum abnehmen wird. Verkraften kön-
nen das vor allem die Unternehmen, die effizient arbeiten und
2. Frachtführer bleiben auf steigenden Personal- flexibel jede Beiladung aufsammeln, die sie bekommen können.
und Betriebskosten sitzen Die einfacheren FTL (Komplettladungen) werden preislich hart
umkämpft, Teilladungsverkehre voraussichtlich etwas lukrativer.
Zusätzliche Kosten für den Betrieb von Immobilien, Fahrzeugen
und die bereits gestiegenen Kosten für Personalressourcen etc. 6. Anzahl der Ausschreibungen wird massiv
werden die Transportunternehmen nur eingeschränkt zusätzlich zunehmen
zur Maut weitergeben können. Auf diesen bleiben Frachtführer
und Spediteure sitzen. Sie durch eine noch effizientere Auslastung Die Zurückhaltung bei Ausschreibungen im Jahr 2023, begründet
zu erwirtschaften, damit die ohnehin bereits geringen Margen ir- durch die Sorge, deutliche schlechtere Konditionen als bisher zu
gendwie zu halten sein werden, wird bei der aktuellen konjunk- erhalten oder womöglich gar keine Angebote, wird im Jahr 2024
turellen Lage schwierig. abnehmen. Die Branche wird von einer Welle an Tendern über-
flutet werden. Zum einen müssen Einkäufer regelmäßig ausschrei-
3. Anteil emissionsarmer Fahrzeuge ben, denn auslaufende Verträge sind teilweise nicht verlängerbar,
wird 2024 kaum steigen zum anderen erhoffen sie sich preissenkende Wettbewerbssitua-
tionen. Vermutlich werden Ausschreibende davon profitieren, da
Der Anteil emissionsarmer Fahrzeuge wird 2024 kaum steigen, viele Unternehmen in Krisenzeiten versuchen, sich jeden Auftrag
weil zum einen kaum Fahrzeuge auf dem Markt verfügbar sind, an Land zu ziehen, den sie bekommen können.
zum anderen aber auch eine große Skepsis bei den Frachtführern
darüber herrscht, welche Technik in Zukunft für ihr Geschäft 7. Ausgeglichenes Verhältnis von Transportkapazitäten
die richtige ist. 2024 wird ein Jahr sein, in dem sich die meisten
Unternehmen mit Investitionen in neue Antriebstechniken zu- 2023 lag das Verhältnis von Fracht zu Laderaum durchschnittlich
rückhalten, abwarten und die „First Mover“ beobachten. Zu tief bei ungefähr 60 zu 40 und war damit gegenüber den Vorjahren
stecken die LNG-Erfahrungen noch im Gedächtnis. Transport- etwas ausgeglichener. Auch 2024 werden wir nicht zu den Ver-
unternehmen treffen jedoch zunehmend auf Auftraggeber, die hältnissen am Ende der Corona-Pandemie zurückkommen, als
sich emissionsarme Fahrzeuge wünschen, um die Maut-Kosten viele Transportkapazitäten extrem ausgelastet waren. Frachtfüh-
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