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Fit im Job
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Gelassener auf Stress reagieren
Jeder von uns kennt Stress durch Zeit- und Leistungs- 1. Akzeptanz: es ist wichtig Krisen als Teil des Lebens
druck, emotionale Belastungen, Überforderung. Doch anzunehmen und das Beste aus einer Situation zu
nicht jeder Mensch geht gleichermaßen mit diesen He- machen, die sich nicht ändern lässt.
rausforderungen um. Manche Menschen können den 2. Eigenverantwortlichkeit: keine Opferrolle einneh-
psychischen Druck bei der Bewältigung von Krisen nicht men, sondern selbst aktiv werden.
aushalten, andere lassen sich nicht aus der Ruhe brin- 3. Soziale Netze: Familie und Freunde, gute und lang
gen und bewältigen ihr Leben wie zuvor. bestehende Beziehungen geben in Krisen Kraft und
bieten Unterstützung.
Die besondere Gabe, in Krisen und mit psychischen Be- 4. Selbstwahrnehmung: Stress nicht als Belastung,
lastungen zu bestehen, bezeichnen wir als Resilienz. sondern Herausforderung sehen. Die eigene Ge-
Noch ist wissenschaftlich nicht geklärt, ob Resilienz eine fühlswelt steuern und Stressreaktionen erkennen.
angeborene Eigenschaft ist oder sich erst im Laufe des 5. Optimismus: Positiv denken und zuversichtlich in
Lebens durch zahlreiche Erfahrungen entwickelt. Wahr- die Zukunft schauen. Es kann hilfreich sein, einen
scheinlich spielen beide Faktoren eine Rolle. Perspektivenwechsel vorzunehmen (ist das Glas
halb leer oder halb voll?).
Insbesondere in der gegenwärtigen Zeit ist eine psychi- 6. Zukunftsplanung: Nicht kurzfristig planen, sondern
sche Stabilität und hohe Resilienz im privaten und be- ein großes Ziel in weiter Zukunft anstreben.
ruflichen Alltag von großer Bedeutung. Nachdem wir 7. Lösungsorientierung: es ist wichtig, Lösungen zu er-
über zwei Jahre unsere sozialen Kontakte einschränken kennen und diese umzusetzen. Den Fokus nicht auf
mussten, eventuell selbst gesundheitlich betroffen wa- das Problem selbst richten, sondern auf die beste-
ren, sehen wir uns nun im Zentrum einer globalen Krise henden Handlungsmöglichkeiten.
durch den Krieg in der Ukraine. Viele Menschen fühlen
sich durch die Restriktionen in der Pandemie ausgelaugt Der französische Schriftsteller und Filmregisseur Jean
und anstatt das Leben nun wieder in die Normalität zu Anouilh hat einmal gesagt: „Die Dinge sind nie so, wie
führen, finden wir uns in einer weltweiten Instabilität sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.“
mit unsicherer Zukunft wieder. Wenn jetzt noch Alltags-
und berufliche Probleme oder persönliche Schicksals-
schläge hinzukommen, sind die Möglichkeiten zur Be-
wältigung dieser schnell erschöpft. Wir fühlen uns den
Ereignissen hilflos ausgeliefert.
Um diesen Zustand zu ertragen, vielleicht sogar zu ver-
ändern, müssen die sieben Säulen der Resilienz wirksam
werden. Je ausgeprägter diese bei einem Menschen vor-
handen sind, er gelernt hat, diese einzusetzen, desto
Ruth Böhr,
besser kann er mit schwierigen Situationen und Belas- Abteilungsdirektorin,
Leitende Ärztin,
tungen umgehen. NLP-Master
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