Page 45 - LogReal.direkt_Ausgabe_4_2021
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Logistik
eine Frage der Perspektive
Es ist somit eine Frage der Perspektive. Das Lieferket- fernetzwerke weiterentwickeln, die zum Teil redundan-
tengesetz wird einen Transformationsprozess initiieren, te Strukturen aufweisen werden. Hierdurch wird mehr
der die bislang gültigen Spielregeln verändern wird. Ausfallsicherheit bei gleichzeitigem Anstieg der Aus-
Branchen die diesem Prozess aufgeschlossen gegen- fallwahrscheinlichkeit aufgrund der Anforderungen des
überstehen, werden somit von den Chancen profitieren Lieferkettengesetzes, sowie Robustheit sichergestellt.
und entlang der Lieferkette für die Herausforderungen Partner können flexibel, temporär und bedarfsorientiert
Lösungen finden (müssen). Ein gutes Beispiel hierfür ist eingebunden, Ressourcen können gemeinsam und zu-
die Technology bzw. IT-Industrie. gleich individuell – dank verbesserter, digitaler Kommu-
nikation – genutzt werden. Analog können Partner auch
Sie ist mit der Produktion von Microchips, einer Viel-
für gewisse Prozesse oder Zeiträume außen vorgelassen
zahl von elektronischen Bauelementen sowie ande-
werden, wodurch Kosteneinsparungen evtl. Mehrkos-
rer „Vor-Produkte“ wie kaum eine andere Branche von
ten kompensieren. Das (digitale) Informationsmanage-
globalen, länderübergreifend-funktionierenden Liefer-
ment von Lieferketten wird drastisch an Bedeutung ge-
ketten abhängig. Die Hochwasserkatastrophe in Thai-
winnen.
land 2011, die viele Produktionsstätten überflutete,
die Pandemie 2020, in der chinesische Häfen ihre volle 2 | Ab dem Anwendungs-/Gültigkeitszeitpunkt im Jahr
Umschlagleistung nicht zur Verfügung hatten oder die 2023 bzw. 2024 wird ein deutlich höheres Informati-
Blockade des Suez-Kanals 2021 – Stichwort „Ever Given“ onsbedürfnis an zentralen Punkten des Netzwerks bzgl.
– verdeutlichen die weitreichenden Auswirkungen (u.a. Produkten/Waren, ihrem Transportweg und den am
Chip-Knappheit, Order-Backlog, Kurzarbeit) von einge- Transport beteiligten Unternehmen vorhanden sein,
schränkt funktionierenden Lieferketten. Daher ist es be- um den gesetzeskonformen Transport zu dokumentie-
sonders interessant, was die IT-Branche in Deutschland ren und ggf. bei Verstößen nachzuverfolgen. Die einge-
über die Einführung des Lieferkettengesetzes denkt. forderte Corporate Social Responsibility erfordert eine
bessere Dokumentationsplicht.
Wie die Abbildung „Lieferkettengesetz in der Technolo-
gie Branche“ zeigt, stimmen 28 Prozent der Befragten Um das höhere Risiko eines gesetzesbedingten Ausfalls
dem Statement „Die Einführung des Lieferkettenge- von Akteuren im Supply Chain Netzwerk zu managen
setzes ist richtig“ voll-und-ganz zu. Betrachtet man die und zu reduzieren wird engere Zusammenarbeit und
positiven, prinzipiell zustimmenden Aussagen in Sum- mehr Transparenz erforderlich sein.
me, so steigt der Zustimmungswert auf gut 68 Prozent
Die weiter zunehmende Digitalisierung der Transport-
an – ein sehr positives, bekräftigendes Ergebnis für die
& Logistik-Branche wird dies Entwicklung ohne signifi-
Einführung des Gesetzes!
kante Zusatzkosten möglich machen bzw. aufgrund der
Zwar stimmen auch 18 Prozent dem Statement „dass Wettbewerbssituation und knappen Gewinnmargen
mehr Bürokratie zu erwarten sei“ voll-und-ganz zu, möglich machen müssen. Logistik-Management wird
ähnlich hohe Werte erreichen aber auch die Zustim- somit deutlich größeren Mehrwert schaffen, als dies
mung zu „besserem Schutz von Menschenrechten“ heute bereits der Fall ist und zentraler Wettbewerbs-
(17 Prozent), „mehr Umweltschutz“ (15 Prozent) und faktor werden. Dies führt in Konsequenz dazu, dass sich
„mehr Nachhaltigkeit“ (14 Prozent), was das Thema für die Branche zusätzliche Einnahmemöglichkeiten
„Bürokratie“ somit mehr als aufwiegen sollte. aufgrund neuer Informationsdienstleistungen für Part-
ner und Kunden eröffnen. Die Perspektive für Logistik ist
Was ist somit in Konsequenz für die Logistik in der
somit aufgrund der Einführung des Lieferkettengeset-
Übergangszeit bis 2023 (Unternehmen mit mindes-
zes positiv – diese Chance gilt es zu nutzen!
tens 3.000 Beschäftigten) bzw. 2024 (Unternehmen mit
mindestens 1.000 Beschäftigten) und ab dem jewei-
ligen Anwendungszeitpunk, d.h. ab der Gültigkeit des
Gesetzes, zu erwarten?
Flexible Liefernetzwerke statt klassische Lieferketten.
Fokussiert betrachtet, sind zwei Konsequenzen zu
erwarten:
1 | In der festgelegten Übergangszeit werden sich klas- Kontakt:
sische Lieferketten – auch aufgrund der skizzierten rudi.aunkofer@c-na.de
Pandemieerfahrungen – in Richtung dynamischer Lie- www.cna.de
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