Page 38 - LogReal.direkt_Ausgabe_2_2019

Logistikimmobilien

LOGISTIKNETZE IM WANDEL koordiniert und bewegt werden. In den Systemver-
kehren ist hingegen ein regionaler Depotstandort als
Entwicklung der Schnittstelle zwischen Hauptläufen, Sammel- und Ver-

teiltouren unumgänglich. Gerade in diesem Bereich der
Standortstrukturen Stückgut- und Paketlogistik war mit einem Wachstum
von durchschnittlich 7% p.a. die höchste Dynamik zu
verzeichnen. Die ebenfalls immobilienaffine Kontraktlo-
bei Logistikdienst- gistik hat mit gut 3,2% jährlich etwa halb so viel zulegen

können. Demgegenüber haben klassische Ganzladungs-
leistern verkehre oder auch die internationale Containerlogistik
nur zwischen 0,5 – 1,5 % an jährlichem Umsatzwachs-
tum zu verzeichnen gehabt.
Hintergrund sind die immer kleinteiligeren Sendungs-
Von Uwe Veres-Homm | Fraunhofer Arbeitsgruppe für strukturen und die damit verbundene Zunahme der
Supply Chain Services Sendungsanzahl im Paket- und Stückgutbereich. So
zeigt sich auch bei den Neubauentwicklungen im Be-
Das Neubauvolumen auf dem deutschen Logistikimmo-
reich der Logistikimmobilien ein großer Teil an Um-
bilienmarkt hat 2018 einen Rekordwert von 4,5 Mio. m²
schlagsflächen für die KEP- und Stückgutnetzwerke.
erreicht. Hinter knapp 30% dieser neuen Lager- und Um-
Insgesamt können im Zeitraum von 2009 bis 2018
schlagsflächen stehen Logistikdienstleister. Die Stand-
rund 1,1 Mio. m² an neuen Flächen auf den Paket- bzw.
orte werden häufig nach Kundenwunsch gewählt: Dort
4,9 Mio. m² auf den Stückgutumschlag zurückgeführt
wo der neue Auftrag gewonnen wird, werden neue La-
werden. Die von Logistikdienstleistern betriebenen Flä-
gerkapazitäten benötigt. Doch die Gründe für eine Neu-
chen für die Abwicklung von Kontraktlogistikaufträgen
strukturierung der Lagerstandorte können auch ganz
haben im gleichen Zeitraum um rund 6,1 Mio. m² zu-
andere sein.
genommen. Damit entfällt rund die Hälfte der neuen
Die Frage, wo und warum sich ein Logistikdienstleister Flächen von Logistikdienstleistern auf die in Eigenregie
mit einer neuen Immobilie ansiedelt, ist zunächst ein- betriebenen Netzwerke, die andere auf kundenspezi-
mal aus Sicht der verschiedenen Segmente auf dem fisch entwickelte Flächen zum Outsourcing von Lager-
Logistikmarkt zu beantworten. Je nachdem welcher Teil- und Mehrwertdienstleistungen.
markt und damit welche logistische Aufgabe bedient
Die großen Logistikdienstleister fahren dabei eine je
wird, ist auch die Standortwahl verschieden. Während
nach Geschäftsfeld unabhängige Standortstrategie.
die Logistikwirtschaft insgesamt in den letzten 10 Jah-
Eindrucksvollstes Beispiel dafür ist wohl DHL. Wäh-
ren um rund 2% p.a. gewachsen ist, sind ihre Marktberei-
rend die Paketsparte in den letzten 10 Jahren neben
che einer sehr unterschiedlichen Dynamik unterworfen.
einigen Hubs über 85 sogenannte MechZBs (Mechani-
Ein Teil dieses Marktes kommt grundsätzlich ohne Lager- sierte Zustellbasen) in Deutschland errichtet hat, um
und Umschlagsflächen in klassischen Logistikimmobilien die Sortierkapazität in innerstädtischen Lagen an das
aus, da hier Ganzladungen als Punkt-zu-Punkt Verkehre stetig steigende Paketvolumen anzupassen, ist auch
der Frachtbereich (Stückgut) um mehr als 10 Standor-
International te gewachsen. Im Bereich der Kontraktlogistik hingegen
Forwarding 25,7 Bulk 17,0 wurden ebenfalls über 15 Neubauten meist in Nähe der
Ballungszentren realisiert.
KEP 19,5
Land- Dabei gehören keineswegs nur die großen Logistik-
verkehre dienstleister zu den wichtigsten Flächennachfragern.
Standortgebundene 71,5 Während im Bereich der Systemverkehre tatsächlich nur
Logistik 26,3
Akteure mit Milliardenumsätzen ein Neubauvolumen
von mehr als 100.000 m² realisiert haben, sind auf Seiten
der Kontraktlogistik auch zahlreiche klassische Mittel-
ständler aktiv, die sich entweder als lokale Platzhirsche in
wirtschaftlich gesunden Regionen oder als Spezialisten
für bestimmte Branchen wie Automotive-, E-Commerce-
Marktbereiche der Kontrakt-
Logistik-wirtschaft in Deutsch- logistik oder Lebensmittelindustrie etabliert haben.
land in Mrd. €
Quelle: Fraunhofer SCS, 107,3
TOP 100 der Logistik 2018/19

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