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Logistik
was wir in puncto Nachhaltigkeit tun.“, so Thomas Möl-
lers, Leiter Logistik, Zoll und Exportkontrolle bei SpanSet,
im Experteninterview.
Häufig wird Nachhaltigkeit mit Zusatzkosten in Verbin-
dung gebracht, die beispielsweise für die Verwendung
anderer Komponenten oder Inhaltsstoffe oder für die
Nutzung alternativer Verkehrsträger anfallen. Damit
erscheint Nachhaltigkeit mit dem Makel des Kostentrei-
bers behaftet zu sein. Unternehmen sehen allerdings
sehr wohl, dass mit einem höheren Nachhaltigkeits-
Carsten Knauer,
niveau attraktive Chancen vorhanden sind (siehe dazu BME
Abb. 1): Dreiviertel der Befragten sehen, dass die eigene Prozesse: Plan, Source, Make, Deliver, Return und En-
Reputation durch mehr Nachhaltigkeit geschützt oder able. Vollumfänglich werden nur bei maximal 20 % der
sogar verbessert werden kann. Auch die Erfüllung von Unternehmen derartige Prozesse im Nachhaltigkeits-
Anforderungen seitens der Stakeholder sowie die gene- management berücksichtigt; beim restlichen Anteil der
relle Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit werden von Unternehmen werden sie entweder teilweise oder gar
den Unternehmen als hohe oder gar sehr hohe Chancen nicht einbezogen. Dabei ist der Lieferprozess vom Un-
angesehen. So äußert sich Harry Kühn, Head of Procu- ternehmen zu seinen Kunden derjenige Prozess, der am
rement bei der Commeo GmbH, zu den Chancen: „Auf stärksten hinsichtlich einer nachhaltigen Ausgestaltung
dem europäischen Markt kann man mit gelebter Nach- berücksichtigt wird.
haltigkeit durchaus einen Mehrwert für das Unterneh- Nicht zuletzt stellt sich die Frage, inwieweit Unterneh-
men herausarbeiten.“
men tatsächlich die Lieferkette im Blick haben. Mit an-
Trotz dieser Möglichkeiten hat ein großer Teil der be- deren Worten: Welche Stufen der Lieferkette werden
fragten Unternehmen noch keine klare Verantwort- beim Nachhaltigkeitsmanagement berücksichtigt? Da-
lichkeit für Nachhaltigkeit in Lieferketten: Während bei bei zeigt sich, dass innerhalb der Lieferkette nur eine
zwei von fünf Unternehmen eine Organisationseinheit mittelmäßige Transparenz existiert (siehe Abb. 2). Die
vorhanden ist, die rein oder neben anderen Aufgaben Transparenz ist aber sowohl für Nachhaltigkeitsmaß-
zumindest zu einem Teil für nachhaltige Supply Chains nahmen als auch beispielsweise für ein proaktives Risi-
verantwortlich ist, ist eine derartige klare Verantwor- komanagement in Lieferketten wichtig. Hier ist, wie die
tung bei der Hälfte der Teilnehmer nicht zugewiesen. Ergebnisse zeigen, noch „Luft nach oben“ vorhanden.
Mit einer solchen fehlenden Zuordnung ist die Umset-
zung von Nachhaltigkeit in Lieferketten in Frage ge- Fazit der Umfrage: Es gibt Unternehmen, die Nachhal-
stellt. Das zeigt sich auch bei der Betrachtung der Pro- tigkeit bereits jetzt „leben“, weil sie die Chancen einer
zesstypen, die bei den Nachhaltigkeitsbestrebungen höheren Nachhaltigkeit erkannt haben. Dennoch gibt
einbezogen werden. Das in der Studie zugrunde gelegte es noch viel zu tun, bis Nachhaltigkeit in Supply Chains
SCOR-Modell unterscheidet dabei sechs verschiedene durchgängig ankommt.
Die BME-Logistikstudie
2021 „Nachhaltigkeit in
Supply Chains“, die neben
den Ergebnissen der Um-
frage auch Handlungs-
empfehlungen gibt, steht
als kostenfreier Download
auf der Internet-Präsenz
des BME zur Verfügung:
www.bme.de
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