Page 26 - LogReal.direkt_Ausgabe_2_2018

: : Standorte

Mehrsprachige Workforce

und hohe Produktivität

Warum Einer der wichtigsten Gründe für diese einmalige Dich-

te ist die Produktivität der Menschen. Auf der Skala der
Flandern bei weltweiten Mitarbeiter-Produktivität belegt Flandern

Platz vier. Flamen sind traditionell mehrsprachig, was
für Logistikunternehmen ein großer Vorteil ist. Und: Die
Logistikern staatliche Arbeitsagentur VDAB qualifiziert arbeitslose

und fortbildungswillige Personen zielgerichtet für un-
terschiedliche Aufgaben in der Logistikwirtschaft. Für
so beliebt ist Arbeitslose ist diese Weiterbildung kostenlos. Die Flamen
machen davon reichlich Gebrauch, weshalb der hierzu-
lande sich verschärfende Arbeitskräftemangel in der Lo-
gistik keine Rolle spielt.

Was steckt hinter der Logistik-Begeisterung der Flamen?
Historisch betrachtet sind die flämischen Städte Antwer-
pen, Ghent und Brügge seit dem Mittelalter Zentren der
Produktion, des Handels und des europäischen Waren-
flusses. Fakt ist: Zwischen dem logistischen Kraftpaket
Antwerpen und dem im Dreiländereck B-NL-D gelege-
nen Genk (nicht zu verwechseln mit Ghent!) trägt die
Logistikwirtschaft zehn Prozent zum Bruttoinlandspro-
dukt Belgiens bei. Landesweit macht die Logistik „nur“
8,5 Prozent des BIP aus, was deutlich für die hervorgeho- Auch sehr interessant sind die Grundstückspreise in ei- Das Team
bene Bedeutung des Warenverkehrs in Flandern spricht. nigen Teilen Flanderns. In der Provinz Limburg beispiels- der Agentur
weise kostet der Quadratmeter zwischen 30 und 60 Euro. Locate in
Neben Antwerpen ist Brüssel eine wichtige Drehscheibe Auch wenn die Preise in Antwerpen und Brüssel deut- Limburg
des Warenumschlags. Der dortige Airport ist ein bevor- lich darüber liegen: „Wir verfügen über rund 800 Hekt-
zugter Gateway der europäischen Pharma-Distribution. ar wettbewerbsfähiger Grundstücks- und Mietpreise
„Der Brüsseler Airport ist auch ein Hub des weltweiten für Premium-Logistikflachen“, betont J. Grutman, Busi-
Pharma-Air-Networks“, verdeutlicht Sultan Demir, Flan- ness Development Manager bei „Locate In Limburg“, der
ders Investment & Trade (FIT). In Brüssel werden zahl- regionalen Agentur für Investitionsförderung (IPA) der
reiche Pharmaprodukte aus Übersee für den europäi- belgischen Provinz Limburg.
schen Markt zugeschnitten.
Nach Antwerpen und Brüssel lohnt deshalb auch der
Zieht man um die relativ kleine Region Flandern mit dem Blick auf den Osten Flanderns und die dort gelegene Pro-
Zirkel einen Kreis mit einem Radius von 500 Kilometern, vinz Limburg. In dem kleinen Städtchen Ham befindet
so befinden sich innerhalb dieses Kreises 60 Prozent der sich das bereits erwähnte europäische Distributionszen-
europäischen Kaufkraft. Das hat das Flämische Institut trum des Nike Konzerns. In der aktuellen Ausbaustufe
für Logistik (VIL) errechnet. Es ist also kein Wunder, dass werden dort u.a. die Supply Chains der digitalen Markt-
Flandern über mehr als 800 europäische Logistikzentren plätze gesteuert.
verfügt. Nike ist nur ein Beispiel für Konzerne, die sich im Auch die Stadt Genk mit heute 65.000 Einwohnern hat
Nordteil Belgiens niedergelassen haben, um von dort die eine erstaunliche Entwicklung in Sachen Logistik genom-
europaweite Distribution zu steuern. Mit sechs Big Boxes men. Gelegen am Albert-Kanal, einer wichtigen Wasser-
pro 100 km² verfügt Flandern über die größte Dichte an straße zwischen Antwerpen und Lüttich, war Genk früher
Logistikzentren in Europa. ein Steinkohle- und Automobilstandort. Auch die Stahl-

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